Inhaltsverzeichnis
- Bilanzanalyse und Rating
- Finanzwirtschaftliche Bilanzanalyse
- Kennzahlensysteme
- Ordnungssysteme
- Investitionsanalyse
- Finanzanalyse
- Das Verhältnis von Anlage- zu Umlaufvermögen
- Die Umsatzrelationen
- Kennzahlen zur Umschlagshäufigkeit
- Überprüfung der Investitionen und Abschreibungen
- Kapitalstrukturanalyse
- Der Grad der Verschuldung
- Der Selbstfinanzierungsgrad
- Liquiditätsanalyse
- Die kurzfristige Liquidität
- Die mittel- und langfristige Liquidität (Deckungsgrade und Anlagendeckung)
- Rentabilitätsanalyse
- EXKURS: Leverage-Effekt
- Betriebswirtschaftliche Kennzahlen
- EBT
- EBIT
- EBITA
- EBITDA
- Cashflow (Bedeutung und Problematik)
- Cashflow-Umsatzverdienstrate
- Schuldentilgungsdauer
- Dynamischer Verschuldungsgrad
- Bewegungsbilanz
- Kapitalflussrechnung
- Moderne Ansätze der Bilanzanalyse
- Rating im Unternehmen
Bilanzanalyse und Rating
Finanzwirtschaftliche Bilanzanalyse
Kennzahlensysteme
Kennzahlensysteme sind Hilfsmittel bei der Planung, Steuerung und Kontrolle, bei der Unternehmensanalyse und auch bei der steuerlichen Betriebsprüfung.
Kennzahlensysteme dienen der Gewinnung von Informationen, indem sie aus der Fülle der vorhandenen Informationen die entscheidungsrelevanten herausfiltern. Die Kennzahlen unterstützen somit auch die Entscheidungsfindung und verbessern die Entscheidungsdurchsetzung.
Um Kennzahlen möglichst aufgabengerecht und eindeutig einsetzen zu können, sollte ein sog. Kennzahlenblatt erstellt werden. Darin sollten folgende Voraussetzungen für den Einsatz der gewünschten Kennzahl hinterlegt werden:
- Bezeichnung der Kennzahl,
- Klassifizierung der Kennzahl, z. B. Hauptkennzahl oder Kennzahl von untergeordneter Bedeutung,
- Anwendungsbereich der Kennzahl, z. B. Analyse der Ertragslage,
- Exakte Darstellung des mathematischen Rechenweges mittels einer Formel,
- Festlegung der benötigten Basisdaten (diese können z. B. aus der Bilanz, der GuV oder aus dem Anhang stammen),
- Sind besondere Aufbereitungsmaßnahmen für das Einsetzen in die Kennzahlenformel notwendig? Wenn ja, sollte diese exakt beschrieben werden,
- Interpretation des errechneten Ergebnisses und Planung der notwendigen Folgemaßnahmen für das Unternehmen.
Ordnungssysteme
Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden Kennzahlen systematisch geordnet.
In der Praxis haben sich zwei Gliederungskriterien bewährt:
Gruppierung nach dem Inhalt:
- Bilanzkennzahlen
- GuV-Kennzahlen
- Rentabilitätskennzahlen
- Umschlagskennzahlen
Gruppierung nach den Funktionsbereichen:
- lagerwirtschaftliche Kennzahlen
- fertigungswirtschaftliche Kennzahlen
- personalwirtschaftliche Kennzahlen
- absatzwirtschaftliche Kennzahlen
- finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Investitionsanalyse
Die Investitionsanalyse setzt die Darstellung der Vermögensstruktur voraus.
Als Vermögensstruktur wird die Zusammensetzung des Vermögens eines Unternehmens bezeichnet.
Das Vermögen eines Unternehmens ist auf der Aktivseite der Bilanz abgebildet und zeigt auf,
- ob das Unternehmen mehr langfristige Investitionen oder insbesondere kurzfristige Investitionen getätigt hat (dies zeigt der Vergleich zwischen Anlage- und Umlaufvermögen), und
- wie lange das Vermögen gebunden ist (Vergleich zwischen Gütern des langfristigen Anlagevermögens, z. B. Grundstücke und Sachanlagevermögen mit einer Nutzungsdauer bis 10 Jahre).
Generell gilt, je kürzer die Kapitalbindung des Vermögens eines Unternehmens, desto schneller kann das Vermögen in liquide Mittel umgesetzt werden. Dies erleichtert die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an die Änderungen des Marktes.
Als Kennzahlen gelten werden insbesondere die folgenden Kennzahlen eingesetzt:
Anlagenintensität: Anlagevermögen / Gesamtvermögen x 100
Umlaufintensität: Umlaufvermögen / Gesamtvermögen x 100
Finanzanalyse
Die Finanzanalyse ist die Weiterführung der Investitionsanalyse und setzt zum Teil die gleichen Formeln ein.
Die Ergebnisse der Finanzanalyse werden benötigt für
- die Ermittlung des Kapitalbedarfs und
- die Ermittlung der finanziellen Stabilität des Unternehmens.
In diesem Bereich werden daher die Struktur des Unternehmensvermögens und die Zeitdauer der Vermögensbindung untersucht.
Das Verhältnis von Anlage- zu Umlaufvermögen
Daraus lassen sich im Wesentlichen zwei Aussagen treffen:
- Von der Größe des Umlaufvermögens hängt die Flexibilität des Unternehmens ab. Die vermögensmäßige Flexibilität eines Unternehmens ist aber auch für seine Stabilität entscheidend.
Die Flexibilität eines Unternehmens erhöht sich mit der relativen Zunahme des Umlaufvermögens am Gesamtvermögen; dies resultiert aus zwei Überlegungen:
- Ist das Vermögen kurzfristig gebunden, bedeutet dies ein erhöhtes Liquiditätspotential. Dieses Potential spricht für eine vergleichsweise schnelle Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an geänderte Marktanforderungen. Aus diesem Anpassungsvermögen ergibt sich wiederum die Stabilität des Unternehmens.
- Vergleichsweise nur kurzfristig gebundenes Vermögen verursacht geringere Fixkosten; dies wiederum mindert das wirtschaftliche Risiko.
- Ein geringerer Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen spricht für eine vergleichsweise optimale Kapazitätsausnutzung und Ertragslage.
Sämtliche Aussagen gelten jedoch nicht uneingeschränkt:
Beim Vergleich von Unternehmen verschiedener Branchen muss ein unterschiedlicher Automatisierungsgrad berücksichtigt werden, da sich dieser in der Höhe des Anlagevermögens widerspiegelt.
Daneben ist zu berücksichtigen, dass die Werte des Umlaufvermögens in der Regel auf vergleichsweise aktuellen Preisverhältnissen beruhen, während beim Anlagevermögen, bedingt durch die Bewertungsvorschriften, meist historische Anschaffungskosten berücksichtigt werden.
Um die Ergebnisse der Relationen belastbarer zu machen, sind noch andere Informationen zu berücksichtigen.
Die Umsatzrelationen
Folgende Relationen sind bedeutsam:
- Sachanlagen zu Anschaffungskosten im Verhältnis zu den Umsatzerlösen
- Vorräte im Verhältnis zu den Umsatzerlösen
- Fertigerzeugnisse und Waren im Verhältnis zu den Umsatzerlösen
Aus diesen Relationen können Rückschlüsse auf die Entwicklung der Geschäftstätigkeit gezogen werden. Allerdings beinhalten auch diese Relationen gewisse Fehlerquellen, was nachstehend verdeutlicht werden soll: In einem Unternehmen steigt die Relation Anlage- zu Umlaufvermögen. Wie vorstehend dargestellt, wird daraus eine sich verschlechternde Kapazitätsauslastung abgeleitet (das Umlaufvermögen wird hier als Gradmesser der Beschäftigung verwendet).
Gleichzeitig sinkt in dem Unternehmen jedoch die Relation des Anlagevermögens zu den Umsatzerlösen.
Auf dieser Vergleichsgrundlage lässt sich nun eindeutiger bestimmen, dass eine höhere Kapazitätsauslastung erreicht wurde.
Diese kann entweder aus höheren Umsätzen bei gleichbleibendem Sachanlageneinsatz oder aus unverändertem Umsatz bei sinkendem Sachanlageneinsatz resultieren. Ein Sinken der Bestände an Vorräten oder Fertigerzeugnissen im Verhältnis zu den Umsatzerlösen lässt i. d. R. auf eine reduzierte Lagerhaltung schließen, die entweder durch Rationalisierung der Lagerhaltung oder durch eine zeitlich optimierte Fertigung („Just in time“) erreicht wurde.
Diese positive Einschätzung der Unternehmensentwicklung kann aber auch ganz oder zum Teil auf Bewertungsvorschriften des Umlaufvermögens beruhen (z. B. niedrigerer beizulegender Wert § 253 Abs. 4 HGB; Lifo-Verbrauchsfolge), wodurch sich eine völlig andere Auswertung ergibt.
Kennzahlen zur Umschlagshäufigkeit
Die Umschlagshäufigkeit des Vermögens ermittelt sich durch folgende Relationen:
Die Abschreibungen werden der Bilanz entnommen und die Abgänge des AV in einer Abrechnungsperiode werden mit deren Restbuchwerten erfasst.
Der durchschnittliche Bestand des AV ermittelt sich:
Das Kundenziel dient der Bestimmung des Zeitraums, innerhalb dessen die Kunden die Forderungen begleichen. Ein geringes Kundenziel wird sich regelmäßig auf die Stabilität des Unternehmens auswirken.
Überprüfung der Investitionen und Abschreibungen
Aus den getätigten Investitionen und den vorgenommenen Abschreibungen werden im Ergebnis Rückschlüsse auf die Wachstumsaussichten des Unternehmens gezogen.
Ausgangspunkt ist dabei folgende Überlegung:
Gesichertes Wachstum basiert auf kostengünstigen und konkurrenzfähigen Fertigungsverfahren, welche ein längerfristiges Überleben des Unternehmens am Markt garantieren. Voraussetzung dafür sind moderne Fertigungsanlagen.
Folgende Faustregeln lassen sich daraus ableiten:
- Ein niedriger Abnutzungsgrad ist Ausdruck neuer und damit i. d. R. moderner Sachanlagen. Ein hoher Abnutzungsgrad zeigt das hohe Alter der beurteilten Sachanlagen.
- Je älter die vorhandenen Sachanlagen sind, desto größer wird der Investitionsbedarf in der Zukunft sein.
Der Investitionsbedarf ist umso niedriger, je niedriger das Alter der vorhandenen Sachanlagen ist. Je höher diese Quote ist, umso günstiger wird die Beurteilung der Zukunftsaussichten des Unternehmens sein (Gründe: moderne Fertigungsanlagen/-methoden, kein Nachholbedarf an Investitionen für die Vergangenheit/„Investitionsrückstau“). Von einem tatsächlichen Wachstum wird erst dann gesprochen, wenn die getätigten Investitionen einer Abrechnungsperiode die Abschreibungen übersteigen.
Die Kennzahl der Investitionsdeckung sollte daher möglichst niedrig sein.
In diesem Zusammenhang wird über die „Abschreibungsquote“ ermittelt, in welchem Umfang durch Abschreibungen zu Lasten des Gewinns stille Reserven gebildet wurden.
Eine steigende Abschreibungsquote spricht für gegenüber vorangegangenen Abrechnungsperioden in verstärktem Umfang vorgenommene Abschreibungen und Sonderabschreibungen, die in der vorliegenden Abrechnungsperiode
- einerseits entsprechende Gewinnminderungen
- und andererseits eine entsprechende Bildung stiller Reserven auslösen.
Kapitalstrukturanalyse
Die Kapitalstrukturanalyse ergänzt die Finanzanalyse und wird teilweise auch als Finanzierungsanalyse bezeichnet.
Der Grad der Verschuldung
Der Verschuldungsgrad zeigt die Relation von Eigenkapital zu Fremdkapital an und gibt damit Auskunft über die Finanzierungsstruktur. Eine in der Praxis herausgebildete, grobe Regel besagt, dass der Verschuldungsgrad nicht höher sein soll als 2:1 (200%), also das Fremdkapital nicht mehr als das Doppelte des EK betragen soll.
Die Fremdkapitalquote, als alternative Kennzahl für die Betrachtung der Finanzierungsstruktur, sollte damit bei vereinfachter Berechnung nicht mehr als 67% betragen.
Üblicherweise werden folgende Relationen gebildet:
FK / EK = 1:1 Regel – erstrebenswert!
FK / EK = 2:1 Regel – gesund!
FK / EK = 3:1 Regel – noch zulässig, aber bedenklich!
Betrachtet man die drei Relationen, so sollte im Idealfall der Eigenkapitalanteil möglichst hoch, der Verschuldungsgrad und der Anspannungsgrad jedoch möglichst gering sein.
Da in der Theorie verschiedene Meinungen zur Normalhöhe des Eigenkapitalanteils existieren, sind Verallgemeinerungen nicht möglich.
Die Wirkung von Fremdkapital auf ein Unternehmen hängt vorrangig von den Vertragsbedingungen ab (z. B. sehr günstige Effektivzinskonditionen). Diesem Gedanken trägt folgende Relation Rechnung:
Der Selbstfinanzierungsgrad
Die Innenfinanzierung aus zurückbehaltenen (nicht ausgeschütteten bzw. thesaurierten) Gewinnen wird als Selbstfinanzierung bezeichnet:
Gewinnverwendung |
| Innenfinanzierung |
Tatsächlicher Gewinn | 100 |
|
Abzgl. Stiller Rücklagen | -20 | Stille Selbstfinanzierung |
Ausgewiesener Gewinn lt. GuV | = 80 |
|
Gewinnausschüttung / Entnahmen | -50 |
|
Thesaurierter Gewinn | = 30 | Offene Selbstfinanzierung |
Liquiditätsanalyse
Die kurzfristige Liquidität
Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Zahlungsverpflichtungen jederzeit erfüllen zu können. Insbesondere für Gläubiger ist dieses Kriterium von Bedeutung. In der Regel wird zwischen Liquidität 1., 2. und 3. Grades unterschieden.
Bei der Liquidität 1.Grades werden die flüssigen Mittel und die kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis gesetzt. Damit soll die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens bewertet werden.
Beträgt die Liquidität 1. Grades beispielsweise über 100% können allein mit den liquiden Mitteln alle kurzfristigen Verbindlichkeiten (allerdings nur zum Stichtag der Betrachtung) gedeckt werden. Die Zahlungsfähigkeit wäre also sehr hoch. Die Liquidität 1. Grades muss jedoch nicht über 100% betragen, sondern sollte eher im Bereich von 10% - 30% liegen, da Forderungen aus Lieferung und Leistung und Vorräte auch noch zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten zur Verfügung stehen können. Eine sichere Aussage zur Liquiditätsentwicklung eines Unternehmens kann nur mit dieser Kennzahl, wie auch mit allen anderen Liquiditätskennzahlen, nicht getroffen werden, da hierfür auch noch nicht bilanzierte zukünftige Zahlungsströme ausschlaggebend sind. Auch kann davonausgegangen werden, dass sich liquide Mittel als auch kurzfristige Verbindlichkeiten seit dem, zur Bildung der Kennzahlen herangezogenen Bilanzstichtag, bereits wieder verändert haben. Diese starke Stichtagsbezogenheit lässt nur eine geringe Aussagekraft zu.
Die Liquidität 2. Grades gibt an, inwieweit die kurzfristigen Verbindlichkeiten durch die liquiden Mittel unter Berücksichtigung der kurzfristigen Forderungen gedeckt sind.
Interpretation: Die Liquidität 2. Grades ist bei über 100% akzeptabel. Der Unterschied zur Ermittlung der Liquidität 2. Grades liegt in der Miteinbeziehung des Warenbestandes.
Die Liquidität 2. Grades kann unter anderem durch folgende Maßnahmen verbessert werden:
- Erhöhung des Forderungsbestandes und langfristigen Finanzierungsmaßnahmen,
- Verzicht auf Gewinnausschüttung,
- Abbau von Vorräten,
- Just in time,
- Veräußerungen von Anlagevermögen (sale and lease back),
- Umschuldung von kurzfristigen in langfristige Bankverbindlichkeiten,
- grundsätzlich ist die Verbesserung der Zahlungsmoral der Kunden anzustreben.
Die Liquidität 3. Grades gibt das Verhältnis des gesamten Umlaufvermögens zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens an. Ist dieses kleiner als 1 bzw. 100%, dann wird ein Teil der kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht durch das Umlaufvermögen gedeckt, das heißt, es muss unter Umständen Anlagevermögen zur Deckung der Verbindlichkeiten verkauft werden. Daher sollte diese Liquiditätskennziffer immer größer als 1 sein. Vielfach findet man in der Literatur hier die Forderung nach 200% bzw. 2. Vor allem für Banken ist die Liquidität 3. Grades bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Bedeutung.
Die mittel- und langfristige Liquidität (Deckungsgrade und Anlagendeckung)
In diesem Bereich werden folgende Relationen gebildet:
Der Deckungsgrad A ist nur branchenbezogen relevant, da die Anlagenintensität nur innerhalb einer Branche vergleichbar ist.
Der Deckungsgrad B sollte üblicherweise größer als 100% oder 1,00 (als Faktor) sein.
Die Goldene Bilanzregel ist eine horizontale Finanzierungsregel. Sie gilt hauptsächlich für den Bankenbereich. Mit den horizontalen Kennzahlen werden insbesondere Anlagendeckungsgrade errechnet. Im Vordergrund steht die Fristenkongruenz der Bilanzpositionen.
Grundsätzlich gilt, dass:
langfristiges gebundenes Kapital – langfristig finanziert sein darf und
kurzfristiges gebundenes Kapital – kurzfristig finanziert sein darf!
Da sich auch ein Teil des Umlaufvermögens länger als 1 Jahr im Unternehmen befindet, trägt der Deckungsgrad C diesem von keinem Unternehmen erhofften Umstand Rechnung.
Working Capital:
Diese Kennzahl dient der Beurteilung der kurzfristigen, künftigen Zahlungsfähigkeit:
| Kurzfristiges Vermögen |
- | Kurzfristiges Fremdkapital |
= | Working Capital |
Werden Vorräte (Umlaufvermögen) kurzfristig finanziert (z.B. durch das übliche Zahlungsziel von z.B. 14 Tagen bei Lieferanten), stellt dies in der Regel kein Problem dar: die Vorräte werden in der Regel ebenfalls kurzfristig verkauft, aus den Erlösen können die kurzfristigen Verbindlichkeiten (die offenen Lieferantenrechnungen) bezahlt werden.
Wird hingegen z.B. eine Maschine (Anlagevermögen) nur kurzfristig finanziert (z.B. ebenfalls durch ein Zahlungsziel des Lieferanten), stellt sich die Frage, aus welchen Mitteln die offene Rechnung bezahlt werden soll: im Gegensatz zu den Vorräten soll die Maschine ja nicht verkauft, sondern langfristig genutzt werden.
Die Maschine wirft erst über einen langen Zeitraum entsprechende Erlöse ab.
Rentabilitätsanalyse
Rentabilität ist das Verhältnis zwischen erzieltem Erfolg (z.B. Gewinn) und bspw. eingesetztem Kapital (Gesamt- oder Eigenkapital). Einfach gesagt: Die Verzinsung des Kapitals. Hierbei wird das Kapital, d.h. der in Geld gemessene Wert, in Beziehung gesetzt. Die Rentabilität ist eine Kennzahl für den Erfolg und wird als Prozentsatz angegeben.
Unterschieden wird hier vor allem zwischen der Eigenkapitalrentabilität (EKR) und der Gesamtkapitalrentabilität (GKR). Für letztere ist es wichtig zu beachten, dass die gezahlten Fremdkapitalzinsen (FKZ) dem Gewinn wieder hinzugerechnet werden, da diese ja ebenfalls erwirtschaftet, aber von diesem als Aufwand abgezogen wurden.
EXKURS: Leverage-Effekt
Der (positive) Leverage-Effekt (auch: Leverage-Chance) beschreibt die Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrentabilität: durch den Einsatz von Fremdkapital (anstelle von Eigenkapital) kann die Eigenkapitalrendite für die Eigentümer gesteigert werden. Voraussetzung für einen positiven Leverage-Effekt ist, dass die Gesamtkapitalrendite des Unternehmens über dem Fremdkapitalzins liegt. Ist es umgekehrt, so erhält man einen negativen Leverage Effekt (auch: Leverage-Risiko).
Begrenzt wird der Leverage-Effekt durch
- beschränkte Kreditaufnahmemöglichkeiten,
- steigende Zinsen bei höherer Verschuldung sowie
- fehlende Investitionsmöglichkeiten.
Der Begriff „Return on Investment“ (kurz RoI) lässt sich auch als Kapitalrentabilität, Kapitalrendite oder Kapitalverzinsung übersetzen. Der ROI ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl zur Messung der Rendite einer unternehmerischen Tätigkeit, gemessen am Gewinn im Verhältnis zum eingesetzten Kapital
Umsatzrentabilität x Kapitalumschlagshäufigkeit
Bei den bisher vorgestellten Kennzahlen wurde jeweils nur ein Teilbereich des Unternehmens untersucht. Als ideal wird daher eine Kennzahl angesehen, mit der es möglich ist, das komplexe Gebilde, das ein Unternehmen darstellt, in einem Wert widerzuspiegeln. Diesem Ziel kommt die Kennzahl des Return on Investment, die 1919 von dem amerikanischen Chemie-Unternehmen Du Pont de Nemours and Co. eingeführt wurde, am Nächsten.
Aus dem unten abgebildeten Schema ist ersichtlich, dass sich der ROI aus der Umsatzrentabilität und der Umschlagshäufigkeit des betriebsnotwendigen Kapitals zusammensetzt. Der ROI wird häufig auch als Betriebsrentabilität bezeichnet.
Break-even-Analyse:
Im Rahmen der Break-even-Analyse wird versucht, den Kostendeckungspunkt („break-even point“) zu ermitteln.
Der Kostendeckungspunkt zeigt die kritische Ausbringungsmenge x, bei deren Überschreiten ein Unternehmen die Verlustzone verlässt und in die Gewinnzone eintritt (es gilt die Bedingungsgleichung „Umsatz = Kosten“). Die Break-even-Analyse wird auch in der Kosten- und Leistungsrechnung verwendet, um beispielsweise zu ermitteln, ob sich ein Zusatzauftrag lohnt.
Betriebswirtschaftliche Kennzahlen
EBT
Gewinn vor Steuern (auch: Ergebnis vor Steuern, Vorsteuergewinn; englisch: earnings before taxes) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl und entspricht dem von einem Unternehmen erwirtschafteten Gewinn vor Abzug des Ertragsteuer-Aufwands oder des gesamten Steueraufwands.
EBIT
Gewinn vor Zinsen und Steuern (engl. earnings before interest and taxes) das auch als operatives Ergebnis bezeichnet wird, ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl und sagt etwas über den Gewinn eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum aus. Es gehört zu den „Pro-Forma-Kennzahlen“ aus der Ergebnisrechnung nach IFRS, bei dem das Ergebnis um Steuern und Zinsen bereinigt wird.
Die Berechnung des EBIT sieht grds. wie folgt aus:
| Jahresüberschuss |
- | Außerordentliche Erträge |
+ | Außerordentliche Aufwendungen |
+ | Ertragsteuern (bzw. erstattete EE-Steuern) |
= | EBT (Earnings before Tax) |
+ | Fremdkapitalzinsen |
= | EBIT (Earnings before Interest and Taxes) |
Verwandte Kennzahlen sind der EBITA sowie der EBITDA
Die EBIT-Marge bzw. EBIT-Rentabilität berechnet sich:
EBIT / Umsatzerlöse x 100
Der EBIT ist wortwörtlich übersetzt der Gewinn vor Zinsen und Steuern. Diese Größe ist grundsätzlich aussagekräftiger als der Jahresüberschuss, da nur der Gewinn aus der betrieblichen Tätigkeit betrachtet wird.
Aus diesem Grund werden bei der Berechnung des EBIT oftmals auch außerordentliche Aufwendungen und Erträge eliminiert.
EBITA
Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung auf immaterielle Vermögensgegenstände (englisch: earnings before interest, taxes and amortization) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens sich ergebender Gewinn ohne Berücksichtigung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
| Jahresüberschuss |
+ | Steueraufwand |
- | Steuererträge |
+ | Außerordentlicher Aufwand |
- | Außerordentliche Erträge |
= | EBT (Earnings before Tax) |
+ | Abschreibungen auf Firmenwerte |
= | EBTA (Earnings before Taxes and Amortization) |
+ | Finanzaufwand (u.a. Fremdkapitalzinsen) |
- | Finanzerträge (Zinsen und ähnliche Erträge) |
= | EBITA (Earnings before Interest, Taxes and Amortization) |
EBITDA
Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung auf Sachanlagen wie auch immaterielle Vermögensgegenstände (engl. earnings before interest, taxes, depreciation and amortization) Das EBITDA stellt daher als betriebswirtschaftliche Kennzahl das Ergebnis der reinen Firmenaktivitäten dar, wobei Zinskosten und -erträge sowie sämtliche Abschreibungen ausgeklammert sind.
Das EBITDA hat in der Analyse die Bedeutung von „Ertrag vor Finanzergebnis, außerordentlichem Ergebnis, Steuern und Abschreibungen“. Die Berechnung erfolgt ausgehend vom EBIT und erhöht diesen um die Abschreibungen auf das Anlagevermögen.
Das EBITDA ist von ihrer bilanzanalytischen Aussagekraft im Zusammenhang mit dem Cashflow.
In Deutschland hat das EBITDA Eingang in das Steuerrecht gefunden. Die als Zinsschranke bezeichnete Regelung (§ 4h EStG) beschränkt die Abzugsfähigkeit des Nettozinsaufwandes auf einen Betrag, der maximal 30 % „des Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Wirtschaftsgüter“ beträgt.
Die EBITDA-Rate berechnet sich:
EBITDA / Umsatzerlöse x 100
Cashflow (Bedeutung und Problematik)
Der Cashflow stellt eine vereinfachte Form der sog. Umsatzüberschussziffern dar. Umsatzüberschuss ist der Unterschiedsbetrag zwischen einnahmewirksamen Erträgen und ausgabewirksamen Aufwendungen, der für
- Investitionen,
- Dividendenzahlungen und/oder
- Schuldentilgungen zur Verfügung steht.
Die Größe des Umsatzüberschusses ist bedeutsam zur Beurteilung der
- Verschuldungsfähigkeit und des
- Innenfinanzierungsspielraums des Unternehmens.
Ausgangspunkt ist bei dieser Betrachtung der Gewinn oder Verlust eines Wirtschaftsjahres, der aus der Gewinn- und Verlustrechnung entnommen wird.
Dieses Jahresergebnis enthält allerdings auch Beträge, für die im entsprechenden Wirtschaftsjahr weder Geldbeträge zu- noch abgeflossen sind. Diese sind für die Ermittlung des Umsatzüberschusses zu neutralisieren, da der Umsatzüberschuss jene Geldmittel eines Unternehmens aufzeigen soll, die in einem Wirtschaftsjahr für die verschiedensten Finanzierungen zur Verfügung stehen.
Ausgehend vom Gewinn oder Verlust bzw. dem Jahresüberschuss/-fehlbetrag bei Kapitalgesellschaften sind daher Korrekturen für folgende Größen vorzunehmen:
- Abschreibungen
- Zuführungen/Auflösungen von Rücklagen
- Zuführungen/Auflösungen von Rückstellungen.
Der Cashflow stellt eine vereinfachende Ermittlung des Umsatzüberschusses dar; dabei wird von folgendem Grundermittlungsschema („Cashflow I“ bzw. „Cashflow im engeren Sinne“) ausgegangen:
| Jahresüberschuss |
+ | Abschreibungen zu Lasten des Ergebnisses |
- | Zuschreibungen zu Gunsten des Ergebnisses |
+ | Erhöhungen von langfristigen Rückstellungen |
- | Minderungen von langfristigen Rückstellungen |
= | Cashflow (im engeren Sinne) |
Bei anderen Unternehmen als Kapitalgesellschaften ist die Ausgangsgröße für die Ermittlung des Cashflows das Ergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung.
Aus der Entwicklung des Cashflows über mehrere Wirtschaftsjahre hinweg können folgende Rückschlüsse gezogen werden:
- Ein steigender Cashflow bedeutet einen zunehmenden finanziellen Spielraum in einem Unternehmen.
- Ein sinkender Cashflow bedeutet einen rückläufigen finanziellen Spielraum in einem Unternehmen.
Der Cashflow im weiteren Sinne erfasst neben den Mitteln zur Selbstfinanzierung auch die Mittel der Fremdfinanzierung, die bis zum Zeitpunkt der Inanspruchnahme im Unternehmen verbleiben.
Dabei werden sämtliche Liquiditätszuflüsse berücksichtigt:
| Jahresüberschuss |
+ | Abschreibungen auf Anlagen |
+ | Einstellung in den Sonderposten mit RL-Anteil |
+ | Erhöhung der langfristigen Rückstellungen |
+ | Außerordentliche Aufwendungen |
- | Erträge aus der Auflösung des Sonderpostens |
- | Verminderung der langfristigen Rückstellungen |
- | Zuschreibungen |
- | Außerordentliche Erträge |
- | Cashflow im weiteren Sinne |
Handelsunternehmen weisen in der Regel bei gleichem Jahresüberschuss einen niedrigeren Cashflow aus als Produktionsunternehmen, da sie wegen geringerer Anlagenintensität (d. h. dem Einsatz von Anlagegütern) geringere Abschreibungen verrechnen.
Die Anlagenintensität ist auch bei Betriebsvergleichen zwischen Handelsbetrieben zu berücksichtigen.
Produktionsbetriebe können ganze Fertigungsbereiche entweder auslagern oder selbst übernehmen. Auch in diesem Fall ist das Abschreibungspotential nicht vergleichbar.
Allgemeine mögliche Rückschlüsse aus der Entwicklung des Cashflows:
- Konstanter/steigender Jahresüberschuss bei sinkendem Cashflow
Hinweis für zu geringe Abschreibungen und Zurückhaltung bei der Bildung von Rückstellungen - Steigender Cashflow bei gesunkenem oder konstantem Betriebserfolg Hinweis auf Bildung von stillen Reserven
- Hoher Cashflow und hohe Investitionen in den Folgejahren Möglicherweise Verbesserung des Betriebserfolgs in den Folgejahren
Wie bei allen Kennzahlen ist auch die Aussagekraft der Cashflow-Daten nicht unproblematisch; dies sollen die folgenden drei Beispiele verdeutlichen:
Der Cashflow in einem Unternehmen ist gegenüber dem vorangegangenen Wirtschaftsjahr um 100.000 gestiegen. Dies ist, nachdem die Veränderungen aus Abschreibungen und Rückstellungen denen des Vorjahres entsprechen, ausschließlich auf eine Gewinnsteigerung zurückzuführen.
Grundsätzlich bedeutet die Zunahme des Cashflows ein gestiegenes Liquiditätspotential in einem Unternehmen.
Wird nun bei Betrachten der Bilanz festgestellt, dass sich die Forderungen gegenüber dem Ende des vorangegangenen Wirtschaftsjahres um 200.000 erhöht haben, so bedeutet dies, dass dadurch eine
- Gewinnmehrung und eine
- Mehrung der Größe des Cashflows erfolgte,
bezogen auf die Liquidität des Unternehmens jedoch völlig andere Konsequenzen vorliegen.
Höhe der Forderungen hat in dem Unternehmen kein liquider Mittelzufluss stattgefunden, so dass u. U. von einer gesunkenen Liquidität gegenüber dem Vorjahr ausgegangen werden muss. Der Cashflow bringt dies nicht zum Ausdruck.
Cashflow-Umsatzverdienstrate
Die Beziehung des Cashflows zum Umsatzerlös ergibt die Cashflow-Umsatzverdienstrate. Sie drückt aus, wie viel Prozent des Umsatzerlöses für die Investitionen, Kredittilgung und Gewinnausschüttung zur Verfügung stehen.
Schuldentilgungsdauer
Die Kennzahl gibt den Zeitraum (in Jahren) an, innerhalb dessen das Fremdkapital mittels des Cashflows aus dem Umsatzprozess getilgt werden kann.
Dabei wird allerdings vorausgesetzt, dass der gesamte Cashflow zur Schuldentilgung verwendet wird und der Umfang der Verschuldung kontinuierlich abgebaut wird.
Dynamischer Verschuldungsgrad
Der dynamische Verschuldungsgrad gibt die Anzahl der Jahre an, innerhalb derer die verzinslichen Schulden aus dem Cashflow getilgt werden.
Bewegungsbilanz
Die Bewegungsbilanz dient zur Analyse der Verwendung des Finanzierungspotentials, das aus der Cashflow-Analyse errechnet wurde.
Die Bewegungsbilanz, die durch Differenzenbildung der einzelnen Bilanzposten aufeinanderfolgender Jahre aufgestellt werden kann, gibt Aufschluss über die Finanzierungsweise eines Unternehmens.
Die Bewegungsbilanz zeigt einerseits die Mittelherkunft und andererseits die Mittelverwendung.
Die Mittelverwendung gibt an, wohin die Kapitalmittel geflossen sind. Sie entspricht daher einer
Erhöhung der Aktiva (Vermögenszuwachs, z. B. durch Kauf von Sachanlagen) bzw. einer Verminderung der Passiva (Kapitalabfluss, z. B. Verringerung von Darlehensverbindlichkeiten ohne Erhöhung des Eigenkapitals).
Die Mittelherkunft zeigt, woher das Kapital kommt, das zum Vermögenszuwachs geführt hat. Es rührt entweder von der Verminderung der Aktiva her (Vermögensminderung, z. B. durch Verkauf von Sachanlagen, Abschreibungen) oder durch die Erhöhung der Passiva (Kapitalzunahme, z. B. durch Einlagen).
Es gibt keine gesetzlichen (oder sonstigen) Vorschriften, wie eine Bewegungsbilanz aufgebaut sein sollte.
Eine (übersichtliche) Möglichkeit soll dieser allgemein verwendbare Aufbau zeigen:
Bewegungsbilanz | |||||
Mittelverwendung | Mittelherkunft | ||||
A. | Ausschüttungen | A. | Kapitaleinlagen | ||
B. | Investitionen im Anlagevermögen | B. | Desinvestition | ||
C. | Zunahme des Umlaufvermögens | C. | Cashflow | ||
D. | Tilgung von Fremdkapital | D. | Abnahme des Umlaufvermögens | ||
E. | Zunahme der liquiden Mittel | E. | Erhöhung des Fremdkapitals | ||
|
| F. | Abnahme der liquiden Mittel |
Kapitalflussrechnung
Die Kapitalflussrechnung ist die Weiterentwicklung der Bewegungsbilanz. Wie bei der Bewegungsbilanz gibt es eine Vielfalt von Verfahren der Durchführung. Gemeinsam ist aber allen die Darstellung der Finanzmittelbewegungen nach den Tätigkeitsbereichen laufende Geschäftstätigkeit und Investitionen.
Ziel der Kapitalflussrechnung ist es, den Zahlungsmittelstrom eines Unternehmens transparent zu machen. Die Kapitalflussrechnung ist letztlich eine Fortentwicklung der Cashflow-Analyse.
Die Kapitalflussrechnung zeigt die Veränderung der Liquidität und der sie bestimmenden Größen in Form von Ein- und Auszahlungen während des Abrechnungszeitraums. Vielfach wird es auch als Aufgabe der Kapitalflussrechnung betrachtet, die Periodisierung der Zahlungsströme nach Möglichkeit rückgängig zu machen. Dadurch wird ein besserer Einblick in die Finanzlage eines Unternehmens gewährt.
Im Mittelpunkt der Kapitalflussrechnung steht der „Finanzmittelfonds am Anfang der Periode“, der sich aus den liquiden Mitteln sowie den Wertpapieren des Umlaufvermögens zusammensetzt. In der sog. Fondsänderungsrechnung wird die Veränderung des Bestandes an liquiden Mitteln dargestellt. Somit ergibt sich ein „Finanzmittelfonds am Ende der Periode“, der grds. mit dem Bestand an liquiden Mitteln (und Wertpapieren des UV) lt. Bilanz übereinstimmen wird. Die Darstellung der Kapitalflussrechnung beinhaltet folglich zwei Bereiche:
- Fondsveränderungsrechnung,
- Ursachenrechnung
Aufschluss über die Ursachen für die Veränderung des Finanzmittelbestandes können natürlich die Salden und deren Veränderung der drei Teilbereiche des Fonds geben:
- Laufende Geschäftstätigkeit:
Der Mittelzufluss aus der laufenden Geschäftstätigkeit sollte die erforderlichen Reinvestitionen abdecken, idealerweise aber auch für Erweiterungs-, Wachstums- und Rationalisierungsinvestitionen ausreichen. Ist dies nicht der Fall, ist die Dispositionsfreiheit aufgrund der dann erforderlichen Verschuldung eingeschränkt.
Neben der Entwicklung des Mittelzuflusses aus der laufenden Geschäftstätigkeit ist auch eine Betrachtung der einzelnen Unterpositionen erforderlich. Das Hauptaugenmerk dürfte auf der Entwicklung der Umsatzerlöse liegen, aber auch die Veränderung der Vorräte ist von enormer Bedeutung. Ein stetiges Ansteigen des Lagerbestandes ist eines der Hauptanzeichen für eine Krise. Steigen dagegen die erhaltenen Anzahlungen, lässt dies auf volle Auftragsbücher schließen.
- Investitionstätigkeit:
Bei einem wachsenden oder zumindest auf gleichem Niveau weiterlaufenden Unternehmen werden aufgrund der erforderlichen (Ersatz-)Investitionen die Auszahlungen größer als die Zuflüsse sein. Zuflüsse ergeben sich vor allem durch Anlagenabgänge, die Substanzabbau bedeuten. Auch der Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen muss genauer untersucht werden: Wurde „Tafelsilber“ veräußert, um kurzfristig Liquidität zu bekommen? Wenn ja, wozu wurde diese Liquidität verwendet? Wenn sie beispielsweise nur benötigt wurde, um Ausschüttungen zu ermöglichen, sind diese Finanzmittel dem Unternehmen endgültig entzogen. Vergleicht man den Saldo der Investitionstätigkeit mit dem der laufenden Geschäftstätigkeit, lässt sich erkennen, ob die Investitionen aus dem regelmäßigen Mittelzufluss finanziert werden konnten, oder ob eine Außenfinanzierung in Anspruch genommen wurde.
- Finanzierungstätigkeit:
Durch die Darstellung der Finanzierungstätigkeit erhält man einen Überblick über die oben nicht erfassten Verbindlichkeiten, über Kapitalerhöhungen und über Dividendenzahlungen für das Vorjahr. Man kann aus dem Kapitalbereich auch erkennen, wie eventuelle Überschüsse verwendet wurden. Wurden diese zur Schuldentilgung oder für Ausschüttungen eingesetzt? Außerdem erhält man Informationen darüber, ob ein etwaiger Finanzbedarf durch eine Erhöhung des Eigenkapitals oder durch Neuverschuldung gedeckt wurde.
Börsennotierte Kapitalgesellschaften haben den Konzernanhang, um eine Kapitalflussrechnung zu erweitern (§ 297 Abs. 1 HGB).
Moderne Verfahren zur Durchführung der Kapitalflussrechnung orientieren sich häufig am Deutschen Rechnungslegungsstandard 2 (DRS-2) des Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee e. V. (DRSC).
Moderne Ansätze der Bilanzanalyse
Zunehmend werden mathematisch-statistische Verfahren eingesetzt, die auch der frühzeitigen Erkennung von Krisen und Insolvenzen dienen sollen.
Die klassischen Analyseverfahren setzen vor allem auf Kennzahlen(-systeme). Dabei werden Kennzahlen verwendet, die verdichtete Maßgrößen und feste Formeln nutzen.
Dies engt aber insbesondere bei komplexen ökonomischen Lagen zunehmend die Anwendbarkeit und Aussagefähigkeit ein.
Daher wird vermehrt auf DV-gestützte mathematische Verfahren umgestellt wie beispielsweise die Diskriminanzanalyse.
Diese ist eine mathematisch-statistische Analyse von Gruppenunterschieden, die sich bei vorhergehender Festlegung von Test- und Kontrollgruppen ergeben. In solche Kontrollgruppen werden beispielsweise sowohl Unternehmen einbezogen, die Insolvenz anmelden mussten, als auch Unternehmen, die als wirtschaftlich erfolgreich gelten. In einzelnen vorab festgelegten Schritten wird nun verglichen, in welchen Bereichen und Kennzahlenwerten sich die Unternehmen innerhalb einer Gruppe, aber auch verglichen mit anderen Gruppen unterscheiden. Daraus werden anschließend die Daten des zu beurteilenden Unternehmens mit den Ergebnissen aus den Gruppenvergleichen in Beziehung gesetzt und daraus abgeleitet, mit welchen Unternehmen das zu beurteilende Unternehmen vergleichbar ist. So sollen insbesondere Risiken frühzeitig erkannt und vermieden werden können.
Die modernen Systeme werden laufend mittels mathematischer Berechnungsformeln verbessert und erweitert.
Rating im Unternehmen
Banken prüfen vor Kreditvergabe die Kreditwürdigkeit (Bonität) ihrer Kunden.
Rating bedeutet, eine Aussage zu treffen über die Fähigkeit eines Unternehmens, seinen gegenwärtigen und zukünftigen Zahlungsverpflichtungen vollständig und termingerecht nachzukommen.
Basel II verpflichtet die Banken, jeden einzelnen Kreditnehmer noch intensiver als bisher zu durchleuchten.
Die Finanzierung- und die Liquiditätsanalyse sind dabei die Grundsäulen der Unternehmensbewertung. Daher werden diese Kennzahlen häufig vom Steuerberater bei Erstellung des Jahresabschlusses dem Mandanten bereitgestellt.