Inhaltsverzeichnis
- Bilanzanalyse
- Definition, Aufgaben und Grenzen der Bilanzanalyse
- Aufgaben der Bilanzanalyse
- Grenzen der Bilanzanalyse
- Auswertungsmethoden der Bilanzanalyse
- Vermögensstrukturanalyse und ihre Kennzahlen
- EXKURS: Fristenkongruenz
- Probleme der Kennzahlen
- Kapitalstrukturanalyse und ihre Kennzahlen
- Liquiditätsanalyse und ihre Kennzahlen
- Die goldene Bilanzregel
- Liquiditätsgrade
- EXKURS: „Window-Dressing“
- Erfolgsspaltung
- Kennzahlen aus der Gewinn- und Verlustrechnung
- Cash-Flow-Analyse
- Aussage und Bedeutung
- Verwendungsmöglichkeiten
- Kapitalflussrechnung
- Rentabilitätsanalyse
Bilanzanalyse
Definition, Aufgaben und Grenzen der Bilanzanalyse
Unter Bilanzanalyse versteht man alle Maßnahmen zur Aufbereitung und Auswertung von Informationen im Jahresabschluss und weiteren Rechnungslegungsinstrumenten. Der Jahresabschluss einer Kapitalgesellschaft umfasst gem. § 264 Abs. 1 HGB:
- Bilanz
- Gewinn- und Verlustrechnung
- Anhang
Zudem hat eine (mittelgroße und große) Kapitalgesellschaft einen Lagebericht zu erstellen. Im Konzernabschluss treten weitere Informationsinstrumente wie Kapitalflussrechnung und Segmentberichterstattung hinzu.
Bilanzanalyse bedeutet keine Beschränkung der Informationsauswertung auf die Bilanz! Es werden vielmehr alle aus dem Jahresabschluss und weiterer Instrumente erhältlichen Informationen ausgewertet.
Aufgaben der Bilanzanalyse
Die Bilanzanalyse dient der Ermittlung entscheidungsrelevanter Informationen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage und die künftige Entwicklung eines Unternehmens. Sie bereitet dazu die quantitativen und qualitativen Aussagen in Jahresabschluss (Bilanz, GuV, Anhang) und Lagebericht auf. Sie dient der Entscheidungsunterstützung für Investoren und Intermediäre (Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber, Analysten, Rating-Agenturen etc.). Dabei sollen bilanzpolitische Maßnahmen erkannt und eliminiert werden, soweit dies möglich ist.
Entscheidend ist eine ganzheitliche Bilanzanalyse: Isoliert betrachtete Kennzahlen sagen zu wenig aus bzw. führen zu Fehlschlüssen. Zeitreihenanalysen, Branchen- oder Konkurrentenvergleiche verbessern hingegen die Aussagekraft. Zu analysieren sind nicht nur Bilanz und GuV, sondern insbesondere auch der Anhang, der Lagebericht und weitere publizierte Informationen (Zwischenberichte, Ad-hoc-Meldungen etc.). Einzelne Erkenntnisse sind zu einem Gesamturteil zu aggregieren.
Grenzen der Bilanzanalyse
Die Möglichkeiten der (externen) Bilanzanalyse sind begrenzt. Probleme bestehen insbesondere durch:
- fehlende Aktualität der Informationen (Aufstellungsfrist zwischen 3 und 6 Monate, Veröffentlichungsfrist bis zu 12 Monate)
- starker Vergangenheitsbezug des Datenmaterials (Ausnahme: Rückstellungen, Lagebericht)
- Unvollständigkeit der Informationen (Kreditlinien oder wichtige Verträge sind nicht einsehbar)
- (bewusste) Fehlerhaftigkeit der Informationen (z. B. historische AHK wegen Gläubigerschutzfunktion bei HGB-Abschlüssen)
- Manipulationsanfälligkeit der Daten durch Bilanzpolitik und Sachverhaltsgestaltung
- (Antizipation bilanzanalytischer Schritte)
- Problem der Festlegung von Soll-Werten für gesunde Unternehmen, die dann durch bilanzpolitische Maßnahmen eingehalten werden
Auswertungsmethoden der Bilanzanalyse
Grundsätzlich unterscheidet man in der Bilanzanalyse folgende Auswertungsmöglichkeiten:
- Kennzahlenanalyse
- Absolute Kennzahlen (Umsatz, Bilanzsumme, Mitarbeiter etc.)
- Relative Kennzahlen (Posten A im Verhältnis zu Posten B, Gliederungs-/Beziehungs-/Indexzahlen)
- Verdichtung von mehreren Kennzahlen
- Aggregation zu einem Bonitätsindex oder Ratingwert
- Vergleichende Analyse
- Zeitvergleich
- Zwischenbetrieblicher Vergleich
- Soll-Ist-Vergleich (Normvergleich)
Die Auswertungsmöglichkeiten können sich auf verschiedene Bereiche des Jahresabschlusses beziehen (Vermögen, Kapital, Erfolg, Liquidität) oder diese mischen.
Vermögensstrukturanalyse und ihre Kennzahlen
Intensitätskennzahlen | ||
Anlagenintensität | = | (Anlagevermögen / Gesamtvermögen) x 100 |
Umlaufintensität | = | (Umlaufvermögen / Gesamtvermögen) x 100 |
Bei der Vermögensstrukturanalyse wird nur die Aktivseite der Bilanz betrachtet. Die Aufteilung des Vermögens in AV und UV sowie die Fristigkeit und die damit verbundene Flexibilität stehen im Vordergrund.
EXKURS: Fristenkongruenz
Die Fristenkongruenz gehört zu den goldenen Finanzierungsregeln. Zur Erfüllung des Grundsatzes der Fristenkongruenz wird das langfristige Sachanlagevermögen in Beziehung zum langfristigen Kapital gesetzt. Die Frist von kurzfristigem Vermögen soll mit der Frist von kurzfristigem Kapital übereinstimmen.
Dabei geht die klassische Bilanzanalyse von folgenden Zusammenhängen aus:
Aktiva repräsentieren für das Unternehmen zukünftigen Nutzen, d. h. zukünftige finanzielle Rückflüsse. Die Aktivseite ist nach den Vorschriften des § 266 HGB gegliedert nach ihrer Liquiditätsnähe, also nach der vermutlichen Dauer der Vermögensbindung. Anlagevermögen ist tendenziell langfristig im Unternehmen gebunden, während Umlaufvermögen nur vorübergehend zur Verfügung steht und folglich schneller wieder zu Geld gemacht werden kann.
Je größer der Anteil des Umlaufvermögens am gesamten Vermögen (sog. Umlaufintensität), desto größer ist die Flexibilität und somit auch die finanzwirtschaftliche Stabilität des Unternehmens. Und je kurzfristiger das Vermögen gebunden ist, desto höher ist das Liquiditätspotential und desto größer ist die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an Beschäftigungs- und Strukturänderungen (Dispositionselastizität). Je größer hingegen der Anteil des Anlagevermögens (sog. Anlageintensität), desto schlechter kann das Unternehmen auf Beschäftigungsschwankungen reagieren. Anlagevermögen ist i. d. R. mit fixen Kosten (z. B. Abschreibungen) verbunden, die auch in schlechter Beschäftigungslage getragen werden müssen. Je geringer die Anlageintensität und damit der Fixkostenanteil, umso weniger wirken sich Beschäftigungsänderungen erfolgsmäßig aus und desto geringer ist folglich das leistungswirtschaftliche Risiko (Erfolgselastizität).
Probleme der Kennzahlen
- Das AV ist nicht die einzige Quelle für fixe Kosten.
- Es gibt bilanzunwirksame Finanzierung von AV (Leasing).
- Es besteht die Gefahr von Fehlinterpretationen:
- Vorratserhöhung (UV) bei Absatzschwierigkeiten
- Unterlassung von nötigen Investitionen
- Rationalisierung in der Lagerhaltung (just in time)
- Senkung des Working Capital führt automatisch zu erhöhter Anlagenintensität
- Branchenspezifische Besonderheiten
Hier zeigen sich exemplarisch die Grenzen der Bilanzanalyse. Die absolute Aussage: „Eine hohe Anlagenintensität ist negativ“ ist so nicht zutreffend. Nur der Vergleich desselben Unternehmens im Zeitablauf (Entwicklung der Anlagenintensität) oder der Vergleich mit Unternehmen der gleichen Branche führt zu sinnvollen Aussagen.
Die Intensitätskennzahlen, die oben genannt wurden, sind also sehr starr. Mit welchen weiteren Kennzahlen kann man die Entwicklung der Vermögensstruktur besser erfassen?
Kennzahlen zur Investitions- und Abschreibungspolitik
Anlageabnutzungsgrad | = | kumulierte Abschreibungen / Historische Anschaffungskosten des Anlagevermögens |
Investitionsquote | = | Investitionen / Anlagevermögen |
Die Investitionsquote beinhaltet ein Problem der Überschätzung bei Preissteigerungen der Investitionsgüter. Eine ergänzende Auswertung des Lageberichts ist nötig.
Auch die sogenannten Umschlagskoeffizienten zählen zu den Kennzahlen der Vermögensstrukturanalyse.
Es gilt:
Umschlagskoeffizienten | ||
Debitorenziel | = | Forderungen L & L / Umsatz x 360 |
Umschlagshäufigkeit | = | Umsatz / Gesamtvermögen |
Das Debitorenziel ist die durchschnittliche Laufzeit einer Kundenforderung (hohes DZ gilt als negatives Signal). Eine Steigerung der Umschlagshäufigkeit gilt als Zeichen der besseren Nutzung des gebundenen Vermögens.
Kapitalstrukturanalyse und ihre Kennzahlen
Die Kapitalstrukturanalyse untersucht die Art der Finanzierung des Unternehmens und versucht damit, die finanzielle Stabilität im Sinne der mit der Finanzierung verbundenen Risiken zu ermitteln. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Untersuchung der Kapitalstruktur, d. h. der Anteile von Eigen- und Fremdkapital. Je höher die Eigenkapitalquote (Eigenkapital/Gesamtkapital), desto solider ist das Unternehmen finanziert. Verluste schlagen sich im Eigenkapital nieder, so dass ein höheres Eigenkapital mehr Sicherheit bei einer verschlechterten Geschäftslage bietet. Eigenkapital dient als Haftungsmasse des Unternehmens und hat im Unterschied zu Fremdkapital keine Fälligkeit, zu der es an die Kapitalgeber zurückzubezahlen wäre. Deshalb ist die Überlassung von Eigenkapital aus Sicht der Eigenkapitalgeber auch riskanter, weshalb diese in der Regel eine höhere Verzinsung erwarten als die Fremdkapitalgeber.
Allerdings ist eine reine EK-Finanzierung nicht nur vorteilhaft. Eigenkapital wird steuerlich diskriminiert (keine Abzugsfähigkeit der Ausschüttungen ggü. Abzugsfähigkeit der FK-Zinsen). Außerdem ist die Renditeerwartung der FK-Geber regelmäßig niedriger als die der EK-Geber. Dass eine höhere FK-Ausstattung sogar zu einer höheren Rendite führen kann, zeigt der sogenannte Leverage-Effekt. Eine niedrige FK-Quote kann zudem ein Indikator für versäumte Anpassungsmaßnahmen, Wachstumschancen und Investitionsmöglichkeiten sein.
Damit ist klar, dass auch hier die Grundregel der Bilanzanalyse gilt: Sinnvolle Aussagen sind nur im Zeit- oder Branchenvergleich oder unter Analyse weiterer Faktoren neben den Kennzahlen möglich.
Kennzahlen zur Kapitalstrukturanalyse | ||
Eigenkapitalquote | = | Eigenkapital / Gesamtkapital x 100 |
Statischer Verschuldungsgrad | = | Fremdkapital / Eigenkapital x 100 |
Fremdkapitalquote (sog. Anspannungsgrad) | = | Fremdkapital / Gesamtkapital x 100 |
Laut einer Studie der KfW lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote deutscher mittelständischer Unternehmen 2018 insgesamt bei 30,0 %, die des verarbeitenden Gewerbes bei 38,1 %, die des traditionell eigenkapitalschwachen Baugewerbes bei 14,0 % und die des Dienstleistungsgewerbes bei 32,7 %.
Liquiditätsanalyse und ihre Kennzahlen
Nach der vertikalen Analyse von Kapitalverwendung (Vermögensstruktur) und Kapitalherkunft (Kapitalstruktur) wird mit der Liquiditätsanalyse durch Gegenüberstellung der beiden Bilanzseiten versucht, Rückschlüsse auf die Liquidität des Unternehmens zu ziehen. Hierbei kommt der Grundsatz der Fristenkongruenz zur Anwendung: die Kapitalbindungsdauer sollte der Kapitalüberlassungsdauer entsprechen, also:
Dies führt zu folgenden Kennzahlen:
Deckungsgrade | |||
Deckungsgrad A | = | Eigenkapital / Anlagevermögen | ≥ 100 % |
Deckungsgrad B | = | Eigenkapital + langfr. Fremdkapital / Anlagevermögen | ≥ 100 % |
Deckungsgrad C | = | Eigenkapital + langfr. Fremdkapital / AV + langfr. Gebundenes UV | ≥ 100 % |
Die goldene Bilanzregel
Nach der goldenen Bilanzregel wird gemäß den Protokollen häufig gefragt. Das liegt wohl daran, dass sie einen so einprägsamen Namen hat und früher als sehr wichtig gegolten hat. Heute wird sie vorwiegend kritisch gesehen.
Die goldene Bilanzregel besagt, dass langfristiges Vermögen auch langfristig finanziert sein soll. Sie entspricht damit dem Deckungsgrad B. Die goldene Bilanzregel wird in der modernen Betriebswirtschaftslehre kritisch gesehen. Dies liegt an folgenden Problemen:
- Deckung des wiederkehrenden Kapitalbedarfs bleibt unberücksichtigt.
- Zinszahlungen langfristiger Kredite
- Gehaltszahlungen
- Ziel der Optimierung der Rentabilität des Kapitaleinsatzes bleibt unberücksichtigt (Unternehmen u. U. solide finanziert, aber langfristig bleiben die Erfolge aus)
- Die Fristigkeitsangaben in der Handelsbilanz sind zu ungenau.
Liquiditätsgrade
Zur Messung der kurzfristigen Liquiditätssituation verwendet man üblicherweise sog. Liquiditätsgrade, die sich nach der Fristigkeit der einbezogenen Positionen unterscheiden.
Liquiditätsgrade | ||||
Liquidität (Barliquidität) | 1. | Grades | = | Liquide Mittel / kurzfr. Fremdkapital |
Liquidität (Liquidität auf kurze Sicht) | 2. | Grades | = | Monetäres Umlaufvermögen / kurzfr. Fremdkapital |
Liquidität (Liquidität auf mittlere Sicht) | 3. | Grades | = | Monetäres Umlaufvermögen + Vorräte / kurzfr. Fremdkapital |
Auch bei den Liquiditätsgraden gilt es, Probleme zu berücksichtigen:
- Veraltetes Datenmaterial
- Nichtberücksichtigung kurzfristiger Zahlungsmittelbewegungen (beispielsweise unterjährige Zinszahlungen, unterjährige Gehaltszahlungen, laufende Aufwendungen etc.)
- Nichtberücksichtigung von Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten (Kreditlinien)
- Gefahr von sog. „Window-Dressing“
- Nichtberücksichtigung kurzfristiger Rückstellungen
EXKURS: „Window-Dressing“
Allgemein wird Window Dressing als eine bilanzpolitische Maßnahme definiert, die darauf abzielt, das Bild gegenüber dem Bilanzleser zu verbessern, ohne jedoch die Bilanz zu fälschen.
Erfolgsspaltung
Unter Erfolgsspaltung versteht man die Trennung von extrapolationsfähigen und nicht extrapolationsfähigen Erfolgskomponenten bzw. die Aufteilung des Ergebnisses in verschiedene Komponenten.
Ziel der Erfolgsspaltung sind die Beurteilung der nachhaltigen Ertragskraft und das Aufzeigen der Erfolgsquellen. Ausgangspunkt sind die GuV und der Jahresüberschuss als rechtsverbindlich festgestellte Erfolgsgrößen.
Erfolgsspaltungskonzept des Handelsgesetzbuchs
Gem. HGB wird in
- Betriebsergebnis,
- Finanzergebnis und
- Jahresüberschuss
unterschieden. Es findet keine ausreichende Erfolgsspaltung nach der Regelmäßigkeit (z. B. außerordentliche Abschreibungen und Sonder-AfA im ordentlichen Betriebsergebnis) statt. Der Posten „sonstige betriebliche Aufwendungen/Erträge“ ist vage und enthält viele verschiedene Positionen, die sonstigen Steuern sind betriebsbedingt. Auch das BilRUG hat an diesen Problemen wenig geändert.
Kennzahlen aus der Gewinn- und Verlustrechnung
- Anteil ordentliches Ergebnis
- Anteil Finanzergebnis
- Auslandsabhängigkeit
- Marktgängigkeit
- Materialintensität
- Personalintensität
- Kapitalintensität
Cash-Flow-Analyse
Der Cashflow oder auch Cash Flow ist eine Bilanzkennzahl, mit der der Geldzufluss oder Geldabfluss eines Unternehmens in einer bestimmten Abrechnungsperiode ermittelt wird.
Mit Cashflow (Geldfluss) wird der im Geschäftsjahr erzielte Zufluss bzw. Abfluss liquider Mittel aus der gewöhnlichen Tätigkeit des Unternehmens bezeichnet. Im Unterschied zum Gewinn dürfen fiktive Ausgaben wie Abschreibungen und Rückstellungen – also nicht zahlungswirksame Vorgänge – nicht im Cashflow erscheinen.
Der Cashflow spiegelt damit die ehrliche Ertrags- und Finanzkraft eines Unternehmens wider und gibt an, wie viel Geld ein Unternehmen in einer Periode tatsächlich erwirtschaftet hat.
Ermittlung des Cashflow
Der Cashflow wird in der Regel aus der laufenden Geschäftstätigkeit ermittelt. Zur Berechnung des Cashflow haben sich zwei Methoden etabliert:
Cashflow nach direkter Methode
Bei der direkten Methode wird der Cashflow durch die Differenz von Einzahlungen und Auszahlungen ermittelt.
Cashflow nach indirekter Methode
Bei der indirekten Methode ergibt sich der Cashflow aus einer Bereinigung des Jahresüberschusses (Gewinns). Dabei werden nicht zahlungswirksame Aufwendungen und Rückstellungen hinzugerechnet und nicht zahlungswirksame Erträge abgezogen.
Beispiele für nicht zahlungswirksame Erträge
- Entnahme aus Rücklage
- Minderung des Gewinnvortrages
- Zuschreibungen
- Auflösung von Wertberichtigungen
- Auflösung von Rückstellungen
- Bestandserhöhungen von fertigen und unfertigen Erzeugnissen
- Aktivierte Eigenleistung
Beispiele für nicht zahlungswirksame Aufwendungen
- Einstellungen in die Rücklagen, sprich Bildung
- Erhöhung des Gewinnvortrages
- Abschreibung
- Erhöhung der Rückstellungen
- Bestandsminderung an fertigen und unfertigen Erzeugnissen
Die indirekte Methode wird meistens präferiert, da alle relevanten Daten durch die Buchhaltung in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) bzw. der Einnahmen-Überschuss Rechnung (EÜR) bereits vorliegen.
Aussage und Bedeutung
Für die finanzwirtschaftliche Unternehmensanalyse stellt der Cashflow eine bedeutungsvolle Größe dar. Diese Analyse zeigt, ob ein Unternehmen fähig ist, Investitionen zu realisieren und in die Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft zu behalten. Außerdem informiert er über die Höhe der finanziellen Mittel für Zinszahlung, Schuldentilgung, Kapitalbedarf generell und für Ausschüttungen an die Gesellschafter.
Zusätzlich zeigt der Cashflow, ob das Unternehmen von der Insolvenzgefahr bedroht ist. Der Cashflow stellt bei der erfolgswirtschaftlichen Analyse des Unternehmens einen Ertragsindikator dar. Der Brutto-Cashflow kann überdies für die Schuldentilgung oder für die Schaffung der Rücklagen verwendet werden. Für die Ermittlung der finanziellen Mittel für Dividendenzahlungen und Investitionen wird der Netto-Cashflow herangezogen.
Er kann nach der Erstellung der Bilanz und nach Abzug der ausgabenrelevanten Aufwendungen (z.B. Privatentnahmen) vom Brutto-Cashflow berechnet werden.
Der Cashflow kann wie der Unternehmenserfolg (Gewinn / Verlust) positiv oder negativ ausfallen.
Positiver Cashflow = Überschuss
Ist der Cashflow positiv, sind die Einnahmen höher als die Ausgaben: Es entsteht ein Überschuss. Mit den erwirtschafteten finanziellen Mitteln können beispielsweise Investitionen getätigt oder Schulden zurückgezahlt werden.
Negativer Cashflow = Defizit
Bei einem negativen Cashflow (auch Cashdrain genannt) wurde kein Geld erwirtschaftet, d.h. die Ausgaben überwiegen die Einnahmen: Es entsteht ein Defizit. Ein negativer Cashflow weist auf einen Liquiditätsengpass hin.
Free Cashflow
Der Free Cashflow, also der freie Geldstrom, bezeichnet Ausschüttungen und Zinsen sowie die Tilgung von Darlehen der zur Verfügung stehenden liquiden Mittel. Ermittelt wird er aus der Differenz des Cashflow, der aus operativer Geschäftstätigkeit kommt, und setzt sich zusätzlich aus den Netto-Auszahlungen für Investitionen in Sachanlagen zusammen.
Verwendungsmöglichkeiten
Der Cashflow ist eine Messgröße, mit deren Hilfe man den Nettozufluss der liquiden Mittel innerhalb einer Periode beurteilen kann. Er stellt den reinen Einzahlungsüberschuss dar (ausschließlich auf eine Periode bezogene Differenz zwischen Einzahlungen und Auszahlungen) und gibt somit Auskunft über das Innenfinanzierungspotenzial eines Unternehmens.
Man kann folglich erkennen, in welcher Höhe:
- ein Unternehmen ohne Beteiligungs- oder Fremdfinanzierung Investitionen tätigen kann,
- Mittel für Schuldentilgungen und Zinszahlungen zur Verfügung stehen und
- Ausschüttungen an die Anteilseigner erfolgen können.
Der Cashflow ist nicht mit der Rendite gleichzusetzen. Vielmehr werden hier die Zahlungsströme betrachtet. Die indirekte Berechnungsmethode stellt auf die Liquiditätsreserven ab.
Demnach stellen zahlungsunwirksame Aufwendungen wie beispielsweise Abschreibungen nicht ausgegebene finanzielle Mittel dar, die jedoch bei der Ermittlung des Jahresüberschusses als Aufwand berücksichtigt wurden.
Der Jahresüberschuss ist auch auf der Einnahmenseite um derartige zahlungsunwirksame Posten (beispielsweise Erhöhung eines Beteiligungsansatzes, Auflösung von Rücklagen) zu korrigieren.
Kapitalflussrechnung
Die Kapitalflussrechnung ist für Konzerne (§ 297 Abs. 1 HGB und über IFRS) und kapitalmarktorientierte Gesellschaften (§ 264 Abs. 1 S. 2 HGB) zwingend vorgeschrieben. Bei der Kapitalflussrechnung handelt es sich um eine Bewegungsrechnung, die Auskunft über Herkunft und Verwendung verschiedener liquiditätswirksamer Mittel (z. B. Geld, Güter oder Leistungen) in einer bestimmten Periode gibt. Damit spiegelt sie die finanzielle Lage des Unternehmens wider.
Ziel der Kapitalflussrechnung ist es, ergänzende Aussagen über die finanzielle Entwicklung des jeweiligen Unternehmens zu machen, die der Bilanz und der GuV nicht oder nur mittelbar entnommen werden können. Dementsprechend sollen Zahlungsströme transparent gemacht werden, die zusammen mit Bilanz und GuV die Gewinnung von Informationen ermöglichen über:
- die Fähigkeit des Unternehmens, Zahlungsüberschüsse zu erwirtschaften,
- die Fähigkeit des Unternehmens, seinen Verbindlichkeiten nachzukommen, Dividenden und Zinsen zu bezahlen sowie kreditwürdig zu bleiben, die möglichen Divergenzen zwischen Jahresergebnis und den dazugehörigen Zahlungsvorgängen und
- die Auswirkungen zahlungswirksamer sowie zahlungsunwirksamer Investitions- und Finanzierungsvorgänge auf die Finanzlage des Unternehmens.
- Zentrale Bezugsgröße der Kapitalflussrechnung ist der Zahlungsmittelbestand, der als Finanzmittelfonds bezeichnet wird.
Um die Ziele der Kapitalflussrechnung erreichen zu können, wird in der Regel eine Gliederung der Ursachenrechnung in drei Bereiche vorgeschlagen. Die Veränderung der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente wird für die Bereiche der laufenden Geschäftstätigkeit, der Investitionstätigkeit (inkl. Desinvestitionen) und der Finanzierungstätigkeit getrennt ermittelt.
Teilrechnungen | Aktivitätsformat in Staffelform |
Ursachenrechnung | Operativer Bereich (Cash-Flow aus lfd. Geschäftstätigkeit) |
Investitionsbereich (Cash-Flow aus der Investitionstätigkeit) | |
Finanzierungsbereich (Cash-Flow aus der Finanzierungsstätigkeit) | |
Fondveränderungsrechnung
| = Veränderung der liquiden Mittel |
Wie kann man den Cash-Flow annähernd ermitteln, wenn einem keine Kapitalflussrechnung vorliegt?
| Jahresüberschuss |
+ | Aufwand, keine Auszahlung (z. B. Abschreibungen, Zuführungen zu Rückstellungen) |
– | Erträge, keine Einzahlung (z. B. Verkauf auf Ziel, Zuschreibungen, Auflösung von Rückstellungen) |
– | Auszahlungen, kein Aufwand (z. B. Bezahlen von Lieferantenverbindlichkeiten, Einkauf von Vorräten) |
+ | Einzahlungen, kein Ertrag (z. B. Eingang von Kundenforderungen) |
= | Cash-Flow = Einzahlungen – Auszahlungen |
Die sog. „Praktikerformel“ für eine schnelle Ermittlung eines näherungsweisen Cash-Flows aus veröffentlichten Daten lautet:
| Jahresüberschuss |
+ | Abschreibungen |
+ | ∆ Rückstellungen |
= | „Cash-Flow“ |
Hinweis
Außerordentliche Aufwendungen und Erträge beinhalten zwar zahlungswirksame Vorgänge, sind aber zu eliminieren, da sie selten anfallen und somit für die künftige Finanzkraft keine Aussagekraft haben. Seit 2016 entfällt der Ausweis von außerordentlichen Aufwendungen und Erträgen.
Rentabilitätsanalyse
Unter Rentabilität versteht man eine Beziehungszahl, bei der eine Ergebnisgröße zu einer dieses Ergebnis maßgebend bestimmenden Einflussgröße in Relation gesetzt wird. Als solche Einflussgrößen kommen für die Rentabilitätsanalyse einerseits das zur Ergebniserzielung eingesetzte Kapital oder Vermögen, andererseits der das Ergebnis bewirkende Umsatz in Betracht.
Rentabilität ist ein Indikator für die Ertragskraft des Unternehmens und hat große praktische Bedeutung. Sie hat dabei nicht nur für Unternehmensexterne Gewicht, sondern dient auch als Steuerungs- und Planungsinstrument für die Unternehmen. Die relativierte Analyse des Erfolgs hat gegenüber den absoluten Erfolgsgrößen Vorteile.
Nennen Sie Rentabilitätskennzahlen auf Grundlage von Buchwerten!
Die klassischen Rentabilitätskennzahlen orientieren sich an Umsatz, Gewinn und eingesetztem Kapital zu Buchwerten:
Rentabilitätskennzahlen auf Basis von Buchwerten | ||
Eigenkapitalrentabilität (EKR) | = | Jahresüberdurchschnittliches Eigenkapital |
Gesamtkapitalrentabilität (GKR) | = | EBIT-durchschnittliches Gesamtkapital |
Umsatzrentabilität (UR) | = | EBIT-Umsatz |
Nennen Sie Rentabilitätskennzahlen auf Grundlage von Marktwerten!
Verwendet man zur Rentabilitätsanalyse anstelle von Buchwerten Marktwerte, bietet sich auf der Ebene der Eigner die Kennzahl Aktienrentabilität und aus Sicht aller Kapitalgeber die Analyse anhand von Marktwertmultiples, z. B. dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, an.