Inhaltsverzeichnis
Nach der vertikalen Analyse von Kapitalverwendung (Vermögensstruktur) und Kapitalherkunft (Kapitalstruktur) wird mit der Liquiditätsanalyse durch Gegenüberstellung der beiden Bilanzseiten versucht, Rückschlüsse auf die Liquidität des Unternehmens zu ziehen. Hierbei kommt der Grundsatz der Fristenkongruenz zur Anwendung: die Kapitalbindungsdauer sollte der Kapitalüberlassungsdauer entsprechen, also:
Dies führt zu folgenden Kennzahlen:
Deckungsgrade | |||
Deckungsgrad A | = | Eigenkapital / Anlagevermögen | ≥ 100 % |
Deckungsgrad B | = | Eigenkapital + langfr. Fremdkapital / Anlagevermögen | ≥ 100 % |
Deckungsgrad C | = | Eigenkapital + langfr. Fremdkapital / AV + langfr. Gebundenes UV | ≥ 100 % |
Die goldene Bilanzregel
Nach der goldenen Bilanzregel wird gemäß den Protokollen häufig gefragt. Das liegt wohl daran, dass sie einen so einprägsamen Namen hat und früher als sehr wichtig gegolten hat. Heute wird sie vorwiegend kritisch gesehen.
Die goldene Bilanzregel besagt, dass langfristiges Vermögen auch langfristig finanziert sein soll. Sie entspricht damit dem Deckungsgrad B. Die goldene Bilanzregel wird in der modernen Betriebswirtschaftslehre kritisch gesehen. Dies liegt an folgenden Problemen:
- Deckung des wiederkehrenden Kapitalbedarfs bleibt unberücksichtigt.
- Zinszahlungen langfristiger Kredite
- Gehaltszahlungen
- Ziel der Optimierung der Rentabilität des Kapitaleinsatzes bleibt unberücksichtigt (Unternehmen u. U. solide finanziert, aber langfristig bleiben die Erfolge aus)
- Die Fristigkeitsangaben in der Handelsbilanz sind zu ungenau.
Liquiditätsgrade
Zur Messung der kurzfristigen Liquiditätssituation verwendet man üblicherweise sog. Liquiditätsgrade, die sich nach der Fristigkeit der einbezogenen Positionen unterscheiden.
Liquiditätsgrade | ||||
Liquidität (Barliquidität) | 1. | Grades | = | Liquide Mittel / kurzfr. Fremdkapital |
Liquidität (Liquidität auf kurze Sicht) | 2. | Grades | = | Monetäres Umlaufvermögen / kurzfr. Fremdkapital |
Liquidität (Liquidität auf mittlere Sicht) | 3. | Grades | = | Monetäres Umlaufvermögen + Vorräte / kurzfr. Fremdkapital |
Auch bei den Liquiditätsgraden gilt es, Probleme zu berücksichtigen:
- Veraltetes Datenmaterial
- Nichtberücksichtigung kurzfristiger Zahlungsmittelbewegungen (beispielsweise unterjährige Zinszahlungen, unterjährige Gehaltszahlungen, laufende Aufwendungen etc.)
- Nichtberücksichtigung von Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten (Kreditlinien)
- Gefahr von sog. „Window-Dressing“
- Nichtberücksichtigung kurzfristiger Rückstellungen
EXKURS: „Window-Dressing“
Allgemein wird Window Dressing als eine bilanzpolitische Maßnahme definiert, die darauf abzielt, das Bild gegenüber dem Bilanzleser zu verbessern, ohne jedoch die Bilanz zu fälschen.