Inhaltsverzeichnis
Intensitätskennzahlen | ||
Anlagenintensität | = | (Anlagevermögen / Gesamtvermögen) x 100 |
Umlaufintensität | = | (Umlaufvermögen / Gesamtvermögen) x 100 |
Bei der Vermögensstrukturanalyse wird nur die Aktivseite der Bilanz betrachtet. Die Aufteilung des Vermögens in AV und UV sowie die Fristigkeit und die damit verbundene Flexibilität stehen im Vordergrund.
EXKURS: Fristenkongruenz
Die Fristenkongruenz gehört zu den goldenen Finanzierungsregeln. Zur Erfüllung des Grundsatzes der Fristenkongruenz wird das langfristige Sachanlagevermögen in Beziehung zum langfristigen Kapital gesetzt. Die Frist von kurzfristigem Vermögen soll mit der Frist von kurzfristigem Kapital übereinstimmen.
Dabei geht die klassische Bilanzanalyse von folgenden Zusammenhängen aus:
Aktiva repräsentieren für das Unternehmen zukünftigen Nutzen, d. h. zukünftige finanzielle Rückflüsse. Die Aktivseite ist nach den Vorschriften des § 266 HGB gegliedert nach ihrer Liquiditätsnähe, also nach der vermutlichen Dauer der Vermögensbindung. Anlagevermögen ist tendenziell langfristig im Unternehmen gebunden, während Umlaufvermögen nur vorübergehend zur Verfügung steht und folglich schneller wieder zu Geld gemacht werden kann.
Je größer der Anteil des Umlaufvermögens am gesamten Vermögen (sog. Umlaufintensität), desto größer ist die Flexibilität und somit auch die finanzwirtschaftliche Stabilität des Unternehmens. Und je kurzfristiger das Vermögen gebunden ist, desto höher ist das Liquiditätspotential und desto größer ist die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an Beschäftigungs- und Strukturänderungen (Dispositionselastizität). Je größer hingegen der Anteil des Anlagevermögens (sog. Anlageintensität), desto schlechter kann das Unternehmen auf Beschäftigungsschwankungen reagieren. Anlagevermögen ist i. d. R. mit fixen Kosten (z. B. Abschreibungen) verbunden, die auch in schlechter Beschäftigungslage getragen werden müssen. Je geringer die Anlageintensität und damit der Fixkostenanteil, umso weniger wirken sich Beschäftigungsänderungen erfolgsmäßig aus und desto geringer ist folglich das leistungswirtschaftliche Risiko (Erfolgselastizität).
Probleme der Kennzahlen
- Das AV ist nicht die einzige Quelle für fixe Kosten.
- Es gibt bilanzunwirksame Finanzierung von AV (Leasing).
- Es besteht die Gefahr von Fehlinterpretationen:
- Vorratserhöhung (UV) bei Absatzschwierigkeiten
- Unterlassung von nötigen Investitionen
- Rationalisierung in der Lagerhaltung (just in time)
- Senkung des Working Capital führt automatisch zu erhöhter Anlagenintensität
- Branchenspezifische Besonderheiten
Hier zeigen sich exemplarisch die Grenzen der Bilanzanalyse. Die absolute Aussage: „Eine hohe Anlagenintensität ist negativ“ ist so nicht zutreffend. Nur der Vergleich desselben Unternehmens im Zeitablauf (Entwicklung der Anlagenintensität) oder der Vergleich mit Unternehmen der gleichen Branche führt zu sinnvollen Aussagen.
Die Intensitätskennzahlen, die oben genannt wurden, sind also sehr starr. Mit welchen weiteren Kennzahlen kann man die Entwicklung der Vermögensstruktur besser erfassen?
Kennzahlen zur Investitions- und Abschreibungspolitik
Anlageabnutzungsgrad | = | kumulierte Abschreibungen / Historische Anschaffungskosten des Anlagevermögens |
Investitionsquote | = | Investitionen / Anlagevermögen |
Die Investitionsquote beinhaltet ein Problem der Überschätzung bei Preissteigerungen der Investitionsgüter. Eine ergänzende Auswertung des Lageberichts ist nötig.
Auch die sogenannten Umschlagskoeffizienten zählen zu den Kennzahlen der Vermögensstrukturanalyse.
Es gilt:
Umschlagskoeffizienten | ||
Debitorenziel | = | Forderungen L & L / Umsatz x 360 |
Umschlagshäufigkeit | = | Umsatz / Gesamtvermögen |
Das Debitorenziel ist die durchschnittliche Laufzeit einer Kundenforderung (hohes DZ gilt als negatives Signal). Eine Steigerung der Umschlagshäufigkeit gilt als Zeichen der besseren Nutzung des gebundenen Vermögens.