In der komplexen Welt der Finanzberichterstattung stellen Versicherungsverträge aufgrund ihrer einzigartigen Natur und Struktur eine besondere Herausforderung dar. Der IFRS 17, betitelt "Versicherungsverträge", wurde entwickelt, um Klarheit, Einheitlichkeit und Transparenz in die Berichterstattung dieser Verträge zu bringen. In diesem Fachartikel werden wir die Kernprinzipien und Anwendungen des IFRS 17 eingehend untersuchen, um einen tieferen Einblick in seine Zielsetzung, den Anwendungsbereich und die spezifischen Regelungen zu gewähren. Dieser Standard ist nicht nur ein entscheidendes Instrument für bilanzierende Unternehmen, sondern dient auch den Abschlussadressaten als zuverlässige Quelle, um die wirtschaftlichen Auswirkungen von Versicherungsverträgen auf ein Unternehmen vollständig zu verstehen.
IFRS 17 Versicherungsverträge legt die Grundsätze bezüglich des Ansatzes, der Bewertung, des Ausweises und der Angaben für Versicherungsverträge im Rahmen des Standards fest. Es geht darum, durch bilanzierende Unternehmen relevante Informationen bereitzustellen, um eine vertrauenswürdige Darstellung der Versicherungsverträge zu gewährleisten. Diese Daten sind essenziell für die Abschlussadressaten, um die Effekte von Versicherungsverträgen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie die Cashflows eines Unternehmens einschätzen zu können.
Anwendungsrahmen des IFRS 17
IFRS 17 bezieht sich auf:
- Direkte Versicherungsverträge sowie aktive Rückversicherungsverträge;
- Passive Rückversicherungsverträge;
- Anlageverträge mit variabler Überschussbeteiligung (sogenannte "discretionary participation features", DPF), vorausgesetzt, das Versicherungsunternehmen gibt auch Versicherungsverträge heraus. Dies stellt im Vergleich zum bisherigen IFRS 4 eine signifikante Änderung dar.
Aggregationsniveau
Vor einer umfassenden Bewertung von Versicherungsverträgen im Rahmen des IFRS 17 ist eine grundlegende Aggregation von Verträgen erforderlich. Es geht darum, jene Verträge zu gruppieren, die ähnlichen Risiken ausgesetzt sind und einer gemeinsamen Kontrollinstanz unterliegen. Hierbei werden die Verträge in drei Kategorien eingeteilt: solche, die beim ersten Ansatz als belastend erkannt werden, solche, die wahrscheinlich keine spätere hohe Belastung zeigen und andere Verträge, die diesen beiden Kategorien nicht zugeordnet werden können.
Konsequenzen der Bewertung
Nachdem wir den Begriff der Aggregation in seinen verschiedenen Facetten verstanden haben, rückt nun das Bewertungsmodell, das eine entscheidende Rolle in der Verarbeitung und Interpretation aggregierter Daten spielt, in den Mittelpunkt unserer Betrachtung.
Die Bewertung von Versicherungsverträgen im Kontext von IFRS 17 kann entweder nach dem "General Model" oder dem "Premium Allocation Approach" erfolgen. Das General Model kombiniert den Erfüllungswert mit der vertraglichen Dienstleistungsmarge, wobei insbesondere zukünftige Cashflows und Risiken berücksichtigt werden. Im Gegensatz dazu steht der Premium Allocation Approach, eine Methode, die bei kurzen Vertragslaufzeiten oder bei erwarteter Übereinstimmung mit dem General Model bevorzugt wird.
Nach der detaillierten Auseinandersetzung mit dem Bewertungsmodell wenden wir uns nun den finanziellen Ergebnissen zu, die eine zentrale Rolle bei der Beurteilung der Unternehmensperformance spielen. Es ist von zentraler Bedeutung, die Ergebnisse aus Versicherungsdienstleistungen klar im Gesamtergebnis darzustellen. Dies umfasst sowohl Einnahmen als auch Ausgaben im Versicherungsbereich sowie das daraus resultierende Finanzergebnis. Darüber hinaus müssen Einkünfte und Kosten, die aus Rückversicherungsverträgen resultieren, separat aufgeführt werden.
Nach der Betrachtung der finanziellen Ergebnisse möchten wir nun auf die Einführung und die damit einhergehenden Konsequenzen des IFRS 17 eingehen, welcher bedeutende Veränderungen für die Rechnungslegung in der Versicherungsbranche mit sich bringt.
Der IFRS 17 Standard wird ab dem Geschäftsjahr, das ab dem 1. Januar 2021 beginnt, verbindlich eingeführt, wobei eine frühere Anwendung in Verbindung mit IFRS 15 und IFRS 9 möglich ist. Unternehmen in der EU müssen jedoch auf eine offizielle Übernahme des Standards in das EU-Recht warten. Die Einführung von IFRS 17 wird tiefgreifende Auswirkungen auf die Bilanzen und Erfolgsrechnungen von Versicherungsunternehmen haben, insbesondere in Kombination mit IFRS 9.
Fazit
Der IFRS 17 Standard, der durch die neuen Übergangsvorschriften des IASB ab 2023 zum Tragen kommt, wird sich nicht nur auf die Bilanzierungspraktiken auswirken, sondern kann auch weitreichende Veränderungen in der gesamten Geschäftsstruktur von Versicherungsunternehmen mit sich bringen.
Aktuell stehen viele Versicherungsunternehmen vor der Herausforderung, sich auf die Implementierung des IFRS 17 Standards vorzubereiten. Dabei gilt es, nicht nur die Bilanzierungsregeln zu berücksichtigen, sondern auch die potenziellen Auswirkungen auf Geschäftsprozesse und -strukturen zu antizipieren.