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Volkswirtschaftslehre (Mündliche Prüfung)

Geldpolitik, Finanzwissenschaft und Fiskalpolitik

Geldpolitik, Finanzwissenschaft und Fiskalpolitik

Geldpolitik

Unzweifelhaft ist, dass Geld direkt oder indirekt das Leben eines jeden Einzelnen zumindest beeinflusst. Die Vorteile des Geldes zeigen sich in wesentlichen Funktionen, die Geld auszeichnen. Damit diese Funktionen auch erfüllt werden können, muss das Geld allerdings auch gewisse Eigenschaften aufweisen (ob Sie das geflügelte lateinische Wort „pecunia non olet“ – „Geld stinkt nicht“ als zusätzliche Eigenschaft aufführen, bleibt Ihnen überlassen).

 

Drei Eigenschaften des Geldes

 

Geld dient als

  • Recheneinheit,
  • Tausch- und Zahlungsmittel,
  • Wertaufbewahrungsmittel.

 

Recheneinheit

 

Durch die Abstraktion in die Geldeinheit können verschiedene Güter bzw. Vermögenswerte in einen allgemeinen Bezug gesetzt werden und sind damit direkt vergleichbar. Geld erfüllt somit die Funktion eines Wertmaßstabes und einer Recheneinheit.

 

Zwischen den verschiedenen Gütern müssen keine einzelnen Umtauschverhältnisse ermittelt und angegeben werden (man erinnere sich nur an das Brettspiel „Die Siedler von Catan“ mit seinen Rohstoff-Tauschbörsen „Tausche drei Einheiten Wolle gegen eine Einheit Erz“). Dank der Recheneinheit Geld muss man nicht individuelle Austauschverhältnisse, sondern nur einen Wertmaßstab (= Preis in Geldeinheiten) beachten.

 

Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz eines einheitlichen Wertmaßstabes bzw. Bezugssystems erst das Anfertigen komplexer Rechenwerke, wie z. B. die Buchhaltung eines Unternehmens. Voraussetzung für die Funktion der Recheneinheit ist, dass das Geld ausreichend teilbar ist.

 

Tausch- und Zahlungsmittel

 

Geld wird verwendet, weil es den Austausch von Waren und Dienstleistungen erheblich erleichtert. Der Kunde muss nicht über ein Produkt verfügen, welches der Verkäufer gerne im Gegenzug übernehmen würde. Stattdessen kann der Verkäufer das Geld aus der Transaktion verwenden, um sein gewünschtes Gut selbst zu erwerben. Geld verschafft seinem Besitzer also eine unmittelbare „Liquidität“.

 

Darüber hinaus kann Geld im Rahmen einer Finanztransaktion eingesetzt werden. Es wird dann dazu verwendet, um Kredite auszuzahlen oder Schulden zu begleichen.

 

Geld wird in diesem Zusammenhang als Zahlungsmittel bezeichnet. Die Voraussetzung dafür ist, dass eine allgemeine Akzeptanz der jeweiligen Form des Geldes vorliegt.

 

Wertaufbewahrungsmittel

 

Mit Geld kann ein Wert gespeichert werden. Er muss von seinem Besitzer nicht sofort konsumiert werden, sondern kann zu einem späteren Zeitpunkt eingetauscht werden. Insofern können Kauf und Verkauf zeitlich auseinanderliegen.

 

Diese Funktion wird zum Sparen eingesetzt, indem das gegenwärtige Einkommen oder das gegenwärtige Vermögen konserviert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder ausgegeben wird.

 

Damit die Funktion der Wertaufbewahrung erfüllt wird, muss jedoch hinsichtlich des Materials und des Wertes des Geldes eine Beständigkeit vorliegen.

 

Anerkennung als gesetzliches Zahlungsmittel

 

Es zählt nicht zu den grundlegenden Eigenschaften des Geldes, als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt zu sein. So kann ein Gegenstand als Geld verwendet werden, ohne dass es für ihn einen rechtsgütigen Rahmen gibt. Als Beispiel dafür können Kryptowährungen wie Bitcoins angesehen werden.

 

Auf der anderen Seite kann ein gesetzliches Zahlungsmittel seine Geldeigenschaften verlieren. In Zeiten hoher Inflationsraten verweigern z. B. private Händler häufig die Annahme von Geld, obwohl es noch als offizielles Zahlungsmittel gilt. Stattdessen erfolgt eine Referenz auf andere Währungseinheiten (wie dies zum Beispiel mit dem Austausch von Zigaretten in der deutschen Nachkriegszeit der Fall war).

 

Geldmenge, Geldvolumen und Zentralbankgeldmenge

 

Als Geldmenge wird der Geldbestand einer Volkswirtschaft bezeichnet, der sich nicht im Besitz von Banken befindet. Dabei setzt sich die Geldmenge aus dem umlaufenden Bargeld (Scheine und Münzen) und den als Buch- oder Giralgeld bezeichneten Guthaben auf Bankkonten zusammen.

 

Die Bestimmung der Geldmenge erfolgt in der Praxis nach unterschiedlichen Gesichtspunkten, so dass verschiedene sog. „Geldmengenaggregate“ unterschieden werden. Die gängigste Bestimmung der Geldmenge ist die Unterscheidung der Geldmengen M1, M2 und M3. Das M in diesen Begriffen leitet sich aus dem Englischen („money“) ab.

 

Die Zentralbankgeldmenge umfasst den gesamten Bargeldumlauf (Banknoten und Münzen), jedoch ohne den Kassenbestand der Kreditinstitute, aber zuzüglich der Mindestreserve der Kreditinstitute bei der Zentralbank.

 

Zur Geldmenge M 1 gehören der Bargeldumlauf (ohne den Kassenbestand von Kreditinstituten) sowie die täglich fälligen Guthaben der Privatpersonen und Unternehmen auf Girokonten bei Banken (Sichteinlagen).

Die Geldmenge M 2 umfasst die Geldmenge M 1 und zusätzlich Termineinlagen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren und Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist bis zu drei Monaten.

 

Die Geldmenge M 3 setzt sich aus der Geldmenge M 2 sowie bestimmten Geldmarktpapieren (z. B. Geldmarktfondsanteile) und Schuldverschreibungen mit kurzen Laufzeiten von zwei Jahren zusammen. Die wichtigste Rolle in der Interner Link: Geldpolitik spielt für die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldmenge M 3.

 

Die Regelung und Kontrolle der Geldmenge hat eine erhebliche Bedeutung für die reibungslose Funktion aller Wirtschaftsabläufe in der Volkswirtschaft. Geldmenge und Gütermenge müssen in der Volkswirtschaft im richtigen Verhältnis stehen. Eine starke Zunahme der Geldmenge löst inflatorische Entwicklungen, d. h. Preissteigerungen aus, während eine Unterversorgung der Wirtschaft mit Geld zur Deflation führt. Die Steuerung und Überwachung der Geldmenge mit dem Ziel, die Stabilität des Euro zu sichern und eine Inflation oder Deflation im Euroraum zu verhindern, ist die wichtigste Aufgabe der EZB.

 

Geldpolitik

 

Geldpolitik ist die Gesamtheit von wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die zum einen auf eine optimale Geldversorgung der Volkswirtschaft und zum anderen auf die Sicherung der Geldwertstabilität nach innen (Sicherung der Kaufkraft) und außen (Stabilisierung der Wechselkurse) zielen. Vereinfacht geschieht dies insbesondere durch Anpassungen des Preises für Geld (Zinsen) sowie über die Steuerung der Geldversorgung.

 

Für die Festlegung und die Durchführung der Geldpolitik ist i. d. R. die Zentralbank der jeweiligen Volkswirtschaft verantwortlich. Die Geldpolitik für die Länder der Eurozone wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) bestimmt.

Funktionen des Staates

Was sind drei zentralen ökonomischen Aufgaben bzw. Funktionen des Staates?

Als die drei zentralen Funktionen eines Staates aus ökonomischer Sicht sind

 

  • Allokationsfunktion,
  • Distributionsfunktion,
  • Stabilisierungsfunktion.

Allokationsfunktion

 

Die Allokationsfunktion des Staates zielt darauf ab, die innerhalb einer Volkswirtschaft vorhandenen und verfügbaren Produktionsfaktoren optimal auf die verschiedenen Produktionsmöglichkeiten aufzuteilen. Das Ziel dabei ist, das individuelle Nutzen insgesamt zu maximieren.

 

Theoretisch könnte allein der Markt über die Zuordnung der Produktionsfaktoren bestimmen. Da jedoch kein perfekter Markt besteht, kann es unter Umständen notwendig sein, dass der Staat regulierend in die Ressourcenallokation eingreift, z. B. durch Preisbindung, Subventionen oder Produktionsvorgaben.

 

Distributionsfunktion

 

Mittels seiner Distributionsfunktion steuert der Staat die Verteilung des erwirtschafteten gesamtwirtschaftlichen Einkommens. Dies geschieht vor dem Hintergrund der sozialpolitischen Rahmenbedingungen und Ziele des Staates. So wird zum Beispiel das Haushaltseinkommen durch Beiträge zur Sozialversicherung verringert oder durch Leistungen wie das Kindergeld erhöht. Dabei findet unter Berücksichtigung des Markteinkommens der Haushalte sowohl eine horizontale Verteilung (gleiches Markteinkommen, aber unterschiedliche Anzahl von Kindern) als auch eine vertikale Verteilung (unterschiedlich hohes Markteinkommen) statt. Im Allgemeinen ergibt sich eine Abweichung zwischen der durch den Markt erzielten und der von der Bevölkerung als gerecht empfundenen Einkommens- und Vermögensverteilung. So gibt es beispielsweise Leistungen, die von der Gesellschaft als wichtig angesehen werden, die aber vom Markt nicht oder nur im geringen Maße honoriert werden (z. B. die Betreuung von Kindern). Hier kann der Staat eingreifen, indem er über die Besteuerung einen Teil des Einkommens derjenigen abschöpft, deren Leistung vom Markt höher entlohnt wird, und es als Sozialleistung verteilt.

 

Stabilisierungsfunktion

 

Bei der Stabilisierungsfunktion geht es darum, die Politik derart ausrichten, dass das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht gewahrt wird (vgl. „das magische Viereck“). In einer Volkswirtschaft können immer wieder konjunkturelle Schwankungen auftreten. Zum Ausgleich dieser Schwankungen greift der Staat mit Mitteln der Fiskal- und Geldpolitik in die wirtschaftlichen Abläufe ein.

Einnahmen des Staates

Eine wesentliche Quelle für die Einnahmen des Staats sind Steuern. Steuern sind Zwangsabgaben, die Bund, Länder und Gemeinden den Bürgerinnen und Bürgern auferlegen können.

 

Neben den Steuern kann der Staat noch andere Abgaben erheben. Diese unterscheiden sich von den Steuern dadurch, dass es für das Geld eine konkrete Gegenleistung gibt. So zahlt man bei den Gebühren direkt für eine in Anspruch genommene Leistung, zum Beispiel, wenn man im Einwohnermeldeamt einen Reisepass verlängern oder beim Straßenverkehrsamt das Auto zulassen will. In diesen Fällen sind Verwaltungsgebühren zu entrichten. Daneben gibt es Benutzungsgebühren: Dazu zählen beispielsweise der Eintritt ins städtische Schwimmbad oder die jährliche Abrechnung für die Müllabfuhr.

 

Der Fiskus hat noch eine dritte Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen, und zwar über Beiträge: Hier werden Kosten für Leistungen, die einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zugutekommen, auf diese gesamte Gruppe umgelegt. Das bekannteste Beispiel dafür sind die Beiträge zu unseren Sozialversicherungen, etwa zur Kranken- und Pflegeversicherung. Ein anderes Beispiel: Alle Hausbesitzer eines Neubaugebiets müssen sich über Anliegerbeiträge daran beteiligen, dass das Areal mit Straßen, Kanälen und Leitungen erschlossen wird.

 

Leistungsfähigkeitsprinzip

 

Im Allgemeinen schreibt das Leistungsfähigkeitsprinzip vor, dass die Höhe einer öffentlichen Abgabe an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Bürger auszurichten ist. In der Folge werden Bürger, die eine unterschiedliche Leistungsfähigkeit aufweisen, auch unterschiedlich stark belastet. Dieses Prinzip findet sich auch in der Steuerprogression wieder: Wer ein relativ gesehen niedrigeres Einkommen erzielt, kann davon prozentual eine geringere Steuerlast tragen als derjenige, der über ein höheres Einkommen verfügt.

 

Äquivalenzprinzip

 

Das Äquivalenzprinzip sagt aus, dass die vom Bürger durch den Staat verlangte Abgabe der Leistung entsprechen muss, die dieser vom Staat empfangen kann. Die Abgabe wird somit zur Finanzierung der Leistung herangezogen.

 

Dieses Prinzip kann jedoch nicht zur Begründung der Steuererhebung durch den Staat herangezogen werden, da die Erhebung von Steuern nach § 3 AO eben keine Gegenleistung voraussetzt. Andere Abgaben, wie z. B. die Bemessung und Erhebung kommunaler Beiträge, können jedoch mit dem Äquivalenzprinzip begründet werden.

 

Das Äquivalenzprinzip kann auch zur Rechtfertigung einer Abweichung vom Prinzip der Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit herangezogen werden. So wird zur Erhebung der Gewerbesteuer nach dem Äquivalenzprinzip argumentiert, dass diese den Nutzen der gemeindlichen Leistungen (Straßen, Schulen etc.) für die örtlichen Gewerbebetriebe abgelten soll.