08.02.2023

Prüfungskommission

Prüfungskandidaten

Kurzvortrag

Fragerunden

1. Fragerunde

Inhalt der Prüfung: 

Fall:

Textilwarenhändler kauft 500 T Shirts ein, VSt Abzug vom FA nicht anerkannt, was kann man tun?
VSt Abzug geprüft, § 15, Rechnungsangaben etc.
Sie sagte, auf der Re stand lediglich „T-Shirts“ und fragte, ob das ein Problem sein könnte. Lt. § 14 muss die „handelsübliche Bezeichnung“ auf der Re stehen.

Lange darüber diskutiert, was man darunter versteht und ob „T-Shirts“ handelsüblich sind. Die Bezeichnung muss wohl den Erfordernissen unter Kaufleuten genügen.
Letztendlich wollte sie darauf hinaus, dass es hierzu ein BFH Urteil gibt, sodann rückwirkende Re-Berichtigung diskutiert mittels einschlägiger EuGH Urteile.

Was kann man tun, wenn der Bescheid bestandskräftig geworden ist?
-> kein §175 AO, da Re-Berichtigung kein rückwirkendes Ereignis ist, dann war die Zeit rum.

Zähe Runde, da wir nicht so genau wussten, worauf sie hinaus wollte und nur wenig Hilfestellung von der Dame.

2. Fragerunde

Inhalt der Prüfung: 

Hier durfte jeder eine Neuerung des JStG nennen.

• häusl. Arbeitszimmer, HO-Pauschale
• genaue Änderungen, insbesondere für die typische AN Gruppe „Lehrer“ und wie das mit Auswärtstätigkeiten ist etc.
• PV Anlage: hier sagte Hr. Freund am Ende, dass es wichtig sei, die Begriffe korrekt zu verwenden, da wohl jmd vorher Abfärbe/Prägung durcheinandergewirbelt habe.
• kurz über die AfA-Regelungen gesprochen § 7 (4) und § 7b

Dienstjubiläum von Herrn Freund:
Er hatte an dem Tag tatsächlich Dienstjubiläum, steuerlich absetzbar? Abgrenzung zur Geburtstagsfeier.

• Fußballticket gekauft für 250 €, er konnte nicht hingehen, verkauft sie für 1000€ weiter. Steuerlich relevant?
  • §§ 22, 23kein Gegenstand des tägl Gebrauchs, weniger als 1 Jahr, FB überschritten

3. Fragerunde

Inhalt der Prüfung: 

2 Blätter mit Sachverhalten lagen nach der Pause auf unseren Tischen bereit, wir haben ein paar Minuten bekommen, um uns mit ihnen vertraut zu machen.

1. Seite: BP

• TW Afa einer Beteiligung an einer Ges., Zuschreibung hatte in 2018 zu erfolgen, wurde durch BP angepasst.
• Beurteilung der Bewertung nach allg. Grundsätzen und
  • Bilanzenzusammenhang und jeweilige StB und HB Behandlung wollte der Prüfer hören

2. Seite: GmbH mit 2 Gesern, A 60/ B 40 %

• A gewährt Ges ein Darlehen, niedrig verzinst: vE geprüft (-) - A verzichtet auf 75% werthaltigen Teil des Darlehens: vE (+)

Behandlung der vE auf der Seite von A -> § 17 (2a) EStG
-> Prüfer wollte auch das Prinzip hören: Korrespondenzprinzip

4. Fragerunde

Inhalt der Prüfung: 

• Berufspflichten des StB
• Frage, ob L+F Tätigkeit mit dem Beruf des StB vereinbar sei - Abgrenzung zur gewerblichen Tätigkeit -> L+F kein Gewerbe, somit erlaubt.

BGB:

• Grundstückverkauf: Parzelle A soll übergehen -> WE Prüfung
  Im Notarvertrag wurde aber Parzelle B beurkundet. Notarfachangestellte hat den Vertrag unter Anwesenheit des Notars vorgelesen, wirksam (+) da Notar anwesend. Plötzlich hatte die Gemeinde noch ein Vorkaufsrecht und hätte das genehmigen müssen. Dann ging es ewig weiter, wie das alles zu beurteilen ist. Wir sind alle 4 geschwommen und haben einen Begriff nach dem nächsten in den Raum geschmissen, der Prüfer hatte viel Geduld, Nerven und war sehr wohlwollend =)
• Er musste aber letztendlich auflösen, da es ein BGH Urteil hierzu gibt. Ich denke aber, dass ihn unser Kampfgeist zufrieden gestellt hat, da wir stets um Antworten bemüht waren und mitgedacht haben.

Zähe Runde, aber einige Lacher und insoweit lockere Stimmung.

5. Fragerunde

Inhalt der Prüfung: 

Alles rund um das Thema Kennzahlen (Bilanzanalyse):

• Anlagenintensität, Liquiditätsgrade, EK Quote uvm.
  • Der Prüfer wollte immer die jeweils genaue Interpretation hören und auch für welche Branchen diese oder jene Kennzahl zutrifft.
• Goldene Bilanzregel sowie die ihr zugrunde liegende Kritik
• silberne Bilanzregel
• Leverage-Effekt
• Due Diligence erklären
• Formen der Due Diligence (tax, law, commercial etc)
  • wie genau funktioniert das mit tax DD, wenn er ein StB Unt kaufen will

Während wir hier Gas gegeben haben, hat Herr Freund in aller Seelenruhe unsere Urkunden unterzeichnet =)

Sehr schnelle Runde, ping pong artig, jeder konnte mitreden und wir haben uns gut ergänzt.

6. Fragerunde

Inhalt der Prüfung: 

Grundsteuerreform:

• Hintergrund der Reform und Kritik
• GrSt A, B, C -> Hintergrund C wollte er genauer erläutert haben und ab wann (2025) - Bewertung -> Bundesmodell vs. Hessen (inkl genaue Berechnung)
• Ferienhaus: Nutz- oder Wohnfläche? Hier wollte er unsere 4 Meinungen hören Jeder hat etwas gesagt und begründet, wieso er das unter Nutz- oder Wohnfläche subsumieren würde.
  Der Prüfer meinte, das wäre alles vertretbar, tatsächlich steht aber im Gestz, dass ein Ferienhaus zur Nutzfläche zählt.

Last but not least: Einspruch ratsam?

• Grundsteuerwertbescheid kann fehlerhaft sein
• zudem bestehen verfassungsrechtliche Bedenken, insofern ja.

Lockere Gesprächs-/Diskussionsrunde mit dem Prüfer, der nicht nur unsere Kenntnisse überprüft hat, sondern wohl auch an unseren Meinungen interessiert war.

Persönliches Statement

Ein Tipp:

wer den frühen Termin hat, nicht allzu früh da sein, da noch nicht geöffnet.
Im Aufenthaltsraum standen Wasserflaschen bereit. Insgesamt freundliche Betreuung durch die StBK Hessen.

Zum Vortrag:

alle waren sehr aufmerksam, Blickkontakt, Notizen wurden gemacht. Zustimmendes Nicken/Lächeln kam auch zwischendurch und danach war jegliche Aufregung und Anspannung weg. Ich kann den Tipp an dieser Stelle von den Kursanbietern nur bestätigen, der Kurzvortrag ist in der Tat die „Eintrittskarte“.

Herr Freund ist ein sehr herzlicher, empathischer Vorsitzender, der seinem Namen alle Ehre macht. Die PK war zwischendurch auch zu Scherzen aufgelegt. Die Prüfungsrunden waren nicht so hektisch wie in den Simulationen, die Prüfer sind länger bei einem geblieben und haben, wenn notwendig, auch nochmal umformuliert und einem die Möglichkeit gegeben, nochmal den anderen Weg der Gabelung einzuschlagen. Kein Prüfer war „genervt“ oder dergleichen, eher sehr geduldig. Die Zeit ging sehr schnell rum, wir Kandidaten haben uns super ergänzt.

Anfangs hatte ich schon das Gefühl, dass wir 4,5er öfter geprüft wurden, aber nach der Runde 2-3 nicht mehr, es war sehr gleichmäßig.
Bei der Urkundenverleihung hat Herr Freund uns noch seinen Eindruck zu den Vorträgen mitgeteilt und gesagt, dass wir nach Runde 4 alle bereits über den Berg waren und er deswegen da die Urkunden schon unterschrieben hat – da hat der 3,0-vorbenotete WP-Kollege nochmal Glück gehabt =)

Fazit:

Denkt laut, erzählt wo ihr nachschauen wollt, äußert euer Bauchgefühl, kämpft bis zur letzten Sekunde, macht alles nur eins nicht: „Ich weiß es nicht“ sagen. Etwas Unrichtiges zu sagen wurde jedenfalls nicht bestraft, ganz im Gegenteil, es wurde geholfen.

Spielt die Bälle, die euch die Prüfer zuwerfen.
Wer soweit gekommen ist, muss hier nochmal 200% geben und dann kann nichts mehr schief gehen.
Allen ganz viel Erfolg!