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Bilanzierung des Leasinggegenstands bei Leasinggeber und Leasingnehmer
Nachdem man die Frage geklärt hat, ob der Leasinggegenstand beim Leasinggeber oder beim Leasingnehmer zu aktivieren ist, geht es nun um die Frage, wie die Bilanzierung konkret erfolgt. Wenn der Leasingnehmer bilanzieren muss, so hat er den Leasinggegenstand mit den Anschaffungskosten, welche der Leasinggeber dem Leasingvertrag zugrunde legt, zzgl. den eigenen Anschaffungsnebenkosten zu aktivieren. Darüber hinaus muss er den aktivierten Leasinggegenstand über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer (nicht also lediglich über die Grundmietzeit) abschreiben. Außerdem muss der Leasingnehmer eine Leasingverbindlichkeit passivieren, wobei die jährlichen Leasingraten hierbei in
- Zinsanteil,
- Kostenanteil und
- Tilgungsanteil
untergliedert werden. Dies geschieht wie folgt:
Berechnung der jährlichen Verbindlichkeiten beim Leasingnehmer und der jährlichen Forderungen beim Leasinggeber
Zur Berechnung der jährlichen Verbindlichkeiten beim Leasingnehmer und der jährlichen Forderungen beim Leasinggeber kann nach dem folgenden Schema verfahren werden:
Methode
- Ermittle die insgesamt zu zahlenden Leasingraten während der Grundmietzeit.
- Subtrahiere hiervon die Anschaffungskosten des Leasinggebers.
- Die Differenz ergibt den Zins- und Kostenanteil.
- Subtrahiere hiervon den insgesamt anfallenden Kostenanteil.
- Die Differenz ergibt den gesamten Zinsanteil.
- Ermittle die Zinsanteile der einzelnen Jahre
- Trage die Kostenanteile, die Zinsanteile, ihre Summe sowie die Leasingraten in eine Tabelle ein.
- Die Differenz aus Leasingrate und Zins- und Kostenanteil ergibt den jeweiligen Tilgungsanteil der einzelnen Jahre.
- Die erste Verbindlichkeit bzw. Forderung entsteht in Höhe der Anschaffungskosten des Leasinggebers.
- Subtrahiere hiervon den Tilgungsanteil des ersten Jahres und erhalte die Verbindlichkeit bzw. die Forderung des 2. Jahres usw.
Berechnung anhand der Zinsstaffelmethode
Beispiel
Die Anschaffungskosten einer Maschine, die speziell für die Bedürfnisse der Calvin OHG aus Mülheim entwickelt wurde, betragen 180.000 €. Die Leasing AG aus Essen-Kettwig, die diese Maschine anschafft und danach an die Calvin OHG verleast, verlangt eine Leasingrate pro Jahr in Höhe von 80.000 € während einer Grundmietzeit von vier Jahren. Hierbei ist ein Kostenanteil pro Jahr von 10.000 € eingerechnet. Um die Maschine funktionsfähig zu machen, muss die Calvin OHG zusätzlich noch Fundamentierungsarbeiten vornehmen lassen, die mit 20.000 €
zu Buche schlagen. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer beträgt fünf Jahre.
Die Maschine wird Anfang 01 geliefert.
Bei wem muss die Maschine aktiviert werden? Stelle im Falle der Bilanzierung beim Leasingnehmer seine zu passivierende Verbindlichkeit bzw. die zu aktivierende Forderung des Leasinggebers über die Grundmietzeit dar.
Expertentipp
Schreibe diesen Betrag, um welchen die einzelnen Beträge abnehmen, in die letzte Periode und rechne dann jeweils die 10.000 € darauf. Man erhält die einzelnen Zinsanteile. Damit erhält man
Jahre | Zinsanteil |
1 | 40.000 € |
2 | 30.000 € |
3 | 20.000 € |
4 | 10.000 € |
In die Tabelle trägt man also die einzelnen Zinsanteile ein. Die Kostenanteile sind aus der Aufgabenstellung bekannt und können ebenfalls notiert werden, genauso wie die einzelnen Leasingraten. Die Summe aus Zins- und Kostenanteil folgt damit auch. Schließlich beträgt die Forderung bzw. Verbindlichkeit im ersten Jahr 180.000 €. Wenn man schließlich von der Leasingrate von 80.000 € den Zins- und Kostenanteil von 50.000 € abzieht, erhält man den Tilgungsanteil des ersten Jahres in Höhe von 30.000 €. Die Forderung bzw. Verbindlichkeit des zweiten Jahres liegt damit bei 180.000 - 30.000 = 150.000 €. Analog rechnet man die anderen Bestände aus und erhält
Jahre | Verbindlichkeit/ Forderung | Leasingrate | Zins- und Kostenanteil | Kostenanteil | Zinsanteil | Tilgungs- |
1 | 180.000 € | 80.000 € | 50.000 € | 10.000 € | 40.000 € | 30.000 € |
2 | 150.000 € | 80.000 € | 40.000 € | 10.000 € | 30.000 € | 40.000 € |
3 | 110.000 € | 80.000 € | 30.000 € | 10.000 € | 20.000 € | 50.000 € |
4 | 60.000 € | 80.000 € | 20.000 € | 10.000 € | 10.000 € | 60.000 € |
Berechnung anhand der Barwertvergleichsmethode
Bei der Barwertvergleichsmethode berechnet man zunächst den Zins, der die Gleichung
180.000 = 80.000/(1 + i) + 80.000/(1 + i) 2 + … + 80.000/(1 + i) 4 löst.
Nach der Methode der linearen Interpolation erhält man für i die Approximation i = 27,769 %. Hiermit wird die Forderung bzw. Verbindlichkeit des ersten Jahres multipliziert: 180.000·0,27769 = 49.984,2.
Man erhält den Zins- und Kostenanteil des ersten Jahres. Wenn man hiervon den Kostenbestandteil abzieht, erhält man den ausschließlichen Zinsanteil im Jahr 1 in Höhe von 39.984,2 €.
Wieder errechnet sich der Tilgungsanteil als Differenz aus Leasingrate und Zins- und Kostenstandteil, also hier 80.000 – 49.984,2 = 30.015,20 €. Die zu passivierende Verbindlichkeit liegt daher im zweiten Jahr beim Leasingnehmer bei 180.000 - 30.015,2 = 149.984,20 €. Dies rechnet man analog weiter und erhält
Jahre | Verbindlichkeit/ | Leasingrate | Zins- und Kostenanteil | Kostenanteil | Zinsanteil | Tilgungs- |
1 | 180.000 € | 80.000 € | 49.984,2 € | 10.000 € | 39.984,2 € | 30.015,2 € |
2 | 149.984,2 € | 80.000 € | 41.649,11 € | 10.000 € | 31.649,11 € | 38.351,89 € |
3 | 111.633,31 € | 80.000 € | 30.999,45 € | 10.000 € | 20.999,45 € | 49.000,55 € |
4 | 62.633,76 € | 80.000 € | 17.392,41 € | 10.000 € | 7392,49 € | 62.608,51 € |
Die Differenz zwischen Verbindlichkeit/Forderung des letzten Jahres von 62.633,76 € und dem Tilgungsanteil im Jahre 4 in Höhe von 62.608,51 € liegt darin begründet, dass der Zins von 27,769 % nicht genau genug war. Es empfiehlt sich also hier, recht genau den Zins zu interpolieren, bevor man mit der Tabelle beginnt.
Im kommenden Video wird mit Ihnen eine Leasing Aufgabe gelöst.
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